Berlin - Bereits vor seiner Veröffentlichung hat ein Wahlaufruf der FDP-Granden Hans-Dietrich Genscher und Klaus Kinkel für den FDP-Spitzenkandidaten bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen (NRW), Christian Lindner, die Partei in Aufregung versetzt. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" am Freitag auf seiner Internetseite berichtete, sollen sich die beiden früheren Außenminister und Vizekanzler zusammen mit ihrem Kollegen Ex-Innenminister Gerhart Baum in dem Text für Lindner stark machen und sich damit indirekt von Parteichef Philipp Rösler distanzieren. Es folgten Dementis mehrerer Seiten.

In dem Text mit dem Titel "Für ein neues Denken" stärkten Genscher, Kinkel und Baum ihrem Parteikollegen Lindner ausdrücklich den Rücken, berichtete der "Kölner Stadt-Anzeiger". Lindner, der im Dezember überraschend als Generalsekretär der deutschen Liberalen zurückgetreten war, habe "viel Respekt für die Konsequenz erfahren, mit der er seine Überzeugung wichtiger nimmt als politische Ämter", zitierte die Zeitung aus dem Wahlaufruf. Die Politiker forderten demnach zudem, die FDP brauche eine "klare Besinnung" auf ihre Ziele wie "Bürgerrechte, soziale Marktwirtschaft und Toleranz".

Genscher wies Spekulationen über eine Abkehr von Rösler umgehend zurück. "Wir halten Christian Lindner für einen vorzüglichen Spitzenkandidaten in NRW", erklärte er in einer gemeinsam mit Rösler verfassten Pressemitteilung auch im Namen Kinkels und Baums. "Unsere Erklärung hat ausschließlich zum Ziel, Christian Lindner den Rücken zu stärken für die Wahlkampfauseinandersetzung mit den konkurrierenden Parteien, nicht mehr und nicht weniger", betonte Genscher. Rösler erklärte in der Mitteilung, "jede Rückenstärkung für unsere Wahlkämpfer" helfe "der gesamten FDP". Der Wahlaufruf zugunsten Lindners bestätige den Kurs der FDP. "Wir stehen für Wohlstandssicherung durch Wachstum, Schluss mit der Verschuldungspolitik, bessere Bildung und gegen die Aushöhlung der Bürgerrechte", erklärte Rösler. Der Text Genschers, Kinkels und Baums sei "ein weiterer Baustein zu unserem Erfolg beim Wähler". (APA, 13.4.2012)