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Bali, 12.10.2002

Foto: Reuters
"Bali ist ein attraktives Ziel für islamische Fundamentalisten" - vier Monate vor dem Bombenanschlag vom Oktober letzten Jahres hatte der australische Nachrichtendienst den zuständigen Minister während einer Sitzung vor der Möglichkeit eines Terrorangriffes auf Bali gewarnt. Dann explodierten im beliebten Ferienort Kuta zwei Bomben. Bei den Explosionen wurden über 200 Menschen getötet, 88 der Opfer waren Australier, die sich im unter westlichen Touristen beliebten Sari-Nachtklub aufgehalten hatten.

Im Juni gewarnt

Wie der Nachrichtendienst Ona jetzt in einer Stellungnahme an eine Untersuchungskommission des australischen Senates schreibt, wurde Außenminister Alexander Downer bereits im Juni gewarnt, dass neben der indonesischen Provinz Riau und dem Stadtstaat Singapur auch Bali ein potenzielles Ziel von Jemaah Islamiah sei.

Die fundamentalistisch- islamische Organisation ist seither als die wahrscheinliche Urheberin der verheerenden Bombenanschläge auf Bali identifiziert worden. Ihr werden enge Kontakte mit Osama Bin Ladens Al-Kaida- Terrorgruppe vorgeworfen.

Canberra reagierte am Dienstag abweisend auf den Bericht von Ona. Premierminister John Howard erklärte, die Warnung vom letzten Juni sei deswegen verworfen worden, weil sie "auf Spekulation" basiert habe und "nicht auf spezifischen Fakten". Aus diesem Grund habe die Regierung die Bevölkerung auch nicht offiziell davor gewarnt, nach Bali zu reisen.

Der im Oktober beim Anschlag im Sari-Nachtklub schwer verletzte Jake Ryan dagegen zeigte sich überrascht von der Meldung. "Man sollte meinen, dass Regierungen nach den Vorfällen des 11. September 2001 ein bisschen mehr auf Trab gekommen wären", so der Student.

Aufgabe der auf geheimer Basis funktionierenden Nachrichtenorganisation Ona ist es, Informationen aus verschiedenen Quellen auszuwerten und der Regierung als Grundlage für die Entscheidungsfin 3. Spalte dung zu präsentieren. In den letzten Wochen ist der Regierung von verschiedenen Seiten vorgeworfen worden, die von Ona ausgearbeiteten Nachrichtenberichte zur Situation in Irak "übertrieben" dargestellt zu haben, um in der Bevölkerung mehr Unterstützung für einen Krieg gegen Saddam Hussein zu finden.

Spannungen

Schon vor dem Konflikt war es zu Spannungen zwischen Ona und der Regierung gekommen, als ein hoher Nachrichtenanalyst überraschend zurücktrat, weil er die Politik Howards nicht mehr mitverantworten wollte.

Australien war gemeinsam mit Großbritannien an vorderster Front am Angriff gegen Bagdad beteiligt. Wie London und Washington machte auch Canberra geltend, Saddam Hussein horte Massenvernichtungsmittel. Der zurückgetretene Analyst hatte damals schon gewarnt, es gäbe keine Grundlage für eine solche Behauptung. Wie Premierminister John Howard am Montag meinte, sei nun aber bewiesen, dass einer von drei im Irak sichergestellten Anhängern von Bagdad "als mobile Fabrik zur Herstellung von biologischen Waffen" genutzt worden sei.

Die oppositionelle Labor-Partei kritisierte die Aussage am Dienstag heftig und forderte die Einberufung einer Untersuchungskommission, die sich mit der Qualität der Nachrichtenberichte befassen soll. Der Premierminister warf seinen Kritikern vor, sie wollten "Saddam Hussein wieder ins Amt einsetzen". (DER STANDARD, Printausgabe, 18.6.2003)