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Am Rost dominiert immer noch das Fleisch, der Gemüsespieß spielt die - unverzichtbare - Nebenrolle.

Mit 5.000 Rezepten bietet die App "Grillrezepte" die wohl größte Datenbank an Grillrezepten, sortiert nach Kategorie, Hauptzutat, Region und Zubereitungsmethode.

Foto: Grillrezepte, Elmar Hör

"Gegrillter Tofu schmeckt am besten, wenn man ihn kurz vor dem Essen durch eine Bratwurst ersetzt", lautete ein kürzlich geposteter Beitrag eines derStandard.at-Lesers zu Guido Gluschitschs Artikel über fleischloses Grillen. Ein Blick in Internetforen und Blogs rund um das fidele Brutzeln von Schweinsripperln, Erdäpfeln und Tofu zeigt, dass die Mehrheit der Meinung ist: Fleisch gehört dazu. Sobald die Grillsaison mit den ersten Sonnenstrahlen eingeläutet ist, scheinen aber Vegetarier und Fleischtiger gleichermaßen entzückt zu sein. Und längst ist Grillen keine bloße Freizeitbeschäftigung mehr. Optimierung und Professionalisierung führten mehr und mehr zum Grillsport.

Vom richtigen Griller bis zu Reinungstipps

Diesen Eindruck erweckt beispielsweise grillsportforum.de, wo Mitglieder über die richtigen Gas-, Holzkohle- und Elektrogriller diskutieren. Es ist eine gute Anlaufstelle für UserInnen, um Tipps und Ratschläge zu Methoden wie direktem und indirektem Grillen durch Räuchern zu bekommen. Beim direkten Grillen liegt das Grillgut über der Hitzequelle und beim indirekten nicht über der Flamme, sondern seitlich davon. Unter FAQ lassen sich Hilfestellungen zu Garzeit, Zündungsmethoden und Reinigungstipps für das Grillgitter finden, um Hobby-Barbecuer vor den häufigsten Fehlern zu warnen. Was unter dem Rost landet, ist dabei mindestens genauso wichtig wie das, was sich über der Glut befindet. Ansätze für ökologisches Grillen gibt es ebenfalls.

Rechtliches zur Grillerei

Zu einem weiteren "brennenden Thema" in Grill-Foren zählen rechtliche Aspekte. Ist das Grillen an öffentlichen Plätzen im Park oder im privaten Raum auf dem Balkon erlaubt? Auch die Frage, ob alle Käsekrainer bis 22 Uhr verpeist sein müssen, beantwortet die Community. Informiert wird zudem über das Ausmaß zumutbarer Geruchsbelästigung, Musik- und Gesprächs-Lautstärke, wobei auf die Hausordnung und die individuellen Vermieter-Regelungen hingewiesen wird.

Wer seine Grund-Grillkenntnisse erweitern möchte, findet im Netz eine Reihe von Seminaren, deren Abschluss mit einem Zertifikat belohnt wird. Die Website weberstephen.at bietet im Rahmen der "Grillakademie" Basis- oder Experten-Grillkurse an. Auch Tipps zu passender Kleidung, Sicherheitsmaßnahmen und einschlägiger Literatur sowie Webseiten bleiben Grill-Foren nicht schuldig. Umfassende Informationen gibt es zum Beispiel auf grill-blog.de, wo auf zahlreiche Partnerseiten verlinkt wird. Die MacherInnen der Seite grillportal.com widmen sich unter anderem regionalen Grill-Variationen innerhalb Österreichs und der Grill-Kultur anderer Länder von Russland bis Südafrika. Einen umfassenden Überblick zu Grill-Besonderheiten von Ausstellungen bis Zeitschriften gibt grillwebkatalog.de.

Gourmets der Outdoorküche

Ausgedient haben Knacker, Steak und Folienforelle auch weiterhin nicht, aber wenn es darum geht, was auf dem Rost landet, kommen ausgefeilte Rezepte nicht zu kurz. Selbsternannte Grillgurus philosophieren über die hohe Kunst des Grillens und posten eine fast unüberschaubare Vielzahl an Rezepten, von Schweinefilet in Whisky-Honig-Marinade über cholesterinarme Elchsteaks bis zu Chilihendl in Zuckerschoten. Der Großteil der Webpräsenz zu Grillrezepten ist zugegebenermaßen von Fleisch dominiert.

Vegane Leckereien

Aber auch wer sich dem vegetarischen und veganen Lifestyle verschrieben hat, kommt auf seine Kosten. Unter schrotundkorn.de lachen die gegrillte Teriyaki-Melanzani im Sesamfladen und der Kidneybohnen-Basilikum-Burger wohl auch Fleischesser an. Der Großteil des vegetarisch/veganen Lebensmittel, die häufig aufgespießt über den Kohlen landen, ist durch Kukuruz, Erdäpfel, Paprika oder Zwiebeln vertreten. Ob in Form der klassischen Folienerdäpfel oder als gegrillte Frühlingszwiebeln mit scharfer Mandelsauce.

Die deutschsprachige Community bietet allerdings keine einschlägigen vegetarischen und veganen Grillblogs. Rezepte für fleischlose Grillgenüsse lassen sich nur in einzelnen Rubriken aufschlagen: Entweder in von Fleisch dominierten Grill-Webseiten oder Koch-Seiten der veganen und vegetarischen Küche. 

Männerdomäne

Im Grillsportverein.de ist der Zugang zum BBQ ein professioneller. Es gibt einen Online-Mitgliedsantrag, eine Pressestelle sowie Merchandise-Produkte von Grillgewürzen unterschiedlicher Aromen bis zur "Hardware" wie Spachtel und Riesengriller - alles mit Vereins-Logo versteht sich. Außerdem informiert die Webseite darüber, was bei der Zubereitung eines Spanferkels oder beim winterlichen Grillen zu beachten ist. 

Dass es sich in der Grill-Zone um eine Männerdomäne handelt, macht eine Runde durch einschlägige Internetseiten deutlich. Da werden Utensilien wie Zangen als "Statussymbole" behandelt und sogenannte "Grill-Kalender" zeigen kein gegrilltes, sondern nacktes, weibliches Fleisch. Auch die Namen der Forenmitglieder weisen auf männliche Nutzer hin.

Mobiles Grillen

Natürlich gilt auch beim Grillen: There's an App for that. Für iPhone und Android haben Entwickler Apps veröffentlicht, die grillbegeisterte UserInnen mit einer umfassenden Rezeptdatenbank bedienen. Die Anwendung "Grillrezepte" bietet mit 5.000 Rezepten das wohl größte mobile Grill-Kochbuch und kann für 0,99 Euro auf Smartphones und Tablets heruntergeladen werden. Die Rezepte sind sortiert nach Kategorie, Hauptzutat, Region und Zubereitungsmethode - inklusive ausführlicher Anleitung und Bildern. Die App ist sowohl für Apples iPhone, iPod touch und iPad als auch für alle Geräte mit Googles Betriebssystem Android erhältlich.

Tipps

Zwei Alternativen zu Marinade und Alu-Grilltasse können als interessante Abwechslung beim nächsten Grill-Abend dienen: Plankgrilling und Rubs.

Plankgrilling

Planking dürfte zumindest unter Onlinern bekannt sein. Der Trend, der im Internet kurzzeitig für Furore sorgte, besagt, sich flach wie eine Flunder auf den Bauch zu liegen. Beim Plankgrilling handelt es sich um eine Zubereitungsmethode, die von den Ureinwohnern Amerikas stammt. Fleisch, Fisch oder Gemüse werden auf einem Holzbrett gegart und nehmen dabei die Aromen des jeweiligen Holzes an. Vorbehandeltes und harzhältiges Holz sind tabu. Geeignet sind Bretter von Ahorn, Erle, Apfel, Kirsche oder Rotzeder. Vorab müssen sie eingeweicht, danach gut getrocknet und gehobelt werden, empfiehlt amagrillclub.at. Mehr Informationen auch hier.

Rubs

Rubs bestehen im Gegensatz zu flüssigen Marinaden meist aus trockenen Zutaten wie Chili, Zucker und Salz und anderen Gewürzen. Es gilt die Regel: Feines Gewürz für dünne Stücke und grobes Gewürz für dicke Stücke. Salz und Zucker, wobei brauner optisch und geschmacklich mehr hergeben soll, gelten als Basis bei vielen Rubs. Gleichzeitig werden die beiden Zutaten als kontrovers diskutiert, da Salz dem Fleisch Wasser entzieht und durch Zucker das Grillgut leicht verbrennen kann. Die Devise ist ausprobieren und Vorsicht walten lassen. (Eva Zelechowski, derStandard.at, 15.4.2012)