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Lesen will gelernt sein.

Foto: dpa/Berg

Wien - Kinder, die die Hälfte ihrer Bücher und Hefte nicht mithaben, die Wasserfarben vergessen und das Turnsackerl daheim liegen lassen, "brauchen oft Hilfe, damit sie ihre Siebensachen auch beisammenhaben", sagt Marliese Pick. Pick ist Direktorin in der AHS Feldgasse in Wien-Josefstadt und weiß aus langjähriger Erfahrung, dass "Lernen lernen" für die kleinen Chaoten häufig bereits mit dem Schultasche-Einpacken beginnt.

Doch auch Schüler, die diese Hürde genommen haben, brauchen oft Unterstützung, wenn es darum geht, ihren Alltag und die Vorbereitung für Schularbeiten und Tests zu strukturieren.

Lerntyp herausfinden

Um sich die richtigen Lerntechniken anzueignen, gibt es in der AHS Feldgasse in der Unterstufe - jeweils in den 2. und 4. Klassen - zweitägige Trainings, bei denen die Kinder ihren Lerntyp herausfinden können, aber auch, wie man Texte strukturiert. Eine wichtige Unterstützung sieht Pädagogin Pick auch in der Leseförderung, die in Wien seit zwei Jahren angeboten wird: "Ohne Lesen gibt es kein Lernen." In Gegenständen, in denen offenes Lernen leichter möglich ist, unterstützt ein Lehrer die Kindern etwa speziell bei Texten in Geografie.

Wichtig sei auf jeden Fall, dass so weit wie möglich auf die individuellen Bedürfnisse aller Beteiligten eingegangen werde, betont Pick - und dass in kleinen Gruppen gearbeitet werde. So können etwa Vokabelkarteien für ein Kind die beste Lernmethode sein, während sich ein anderes Geschichten dazu ausdenkt, um sich die Wörter zu merken - und ein drittes lernt am besten ganz herkömmlich aus dem Vokabelheft.

Dass in den vergangenen Jahren die Zahl der Kinder, die Hilfe beim Lernen lernen brauchen, gestiegen sei, bestätigt Pick nicht. "Früher ist man von mehr Homogenität ausgegangen, aber das hat auch schon damals nicht gestimmt."
(Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD, 16.4.2012)