Zagermann (li.) und Kehrstephan im "Kluck-Kasten".  

Foto: Lupi Spuma

Graz - Der Vater (ein großartiger Simon Zagermann) gibt dem "wie heißt er gleich: Sohn!" ein gerahmtes Bild zum Abschied mit. Er achtet darauf, den Buben dabei ja nicht zu berühren. Draußen ist er. Und der Vater, der schuftet "wie ein Grubenpferd", und Mutter (Evi Kehrstephan), die "gar manches Mal ein wohlschmeckendes Mahl" bereitet, sind wieder ungestört in ihrem kleinen Heim. (Un)glück allein.

In vier Kästen (Bühne und Kostüme: Fatima Sonntag), die auch noch von Rahul Chakraborty und Verena Lercher bespielt werden, packte der Berliner Autor Oliver Kluck die Episoden eines Horrortrips. Der Horrortrip heißt: Erwachsen werden, seine Berufung zu finden - oder wenigstens einen Beruf. Ein Weg, der über Militärschulen, Hochschulen, Mobbingschulen und den Versuch, über die Liebe zu dichten, zielsicher ins Unglück führt.

Mein Name ist Programm heißt der dritte Teil der Trilogie, die der als Jungstar gefeierte Kluck für das Grazer Schauspielhaus geschrieben hat. Teil eins - der Wiederaufbau des Haider-Denkmals - wird übrigens am Deutschen Theater Berlin gastieren. Am Freitag feierte Teil drei in der Regie von Christina Rast Premiere auf der Probebühne.

Der Sohn hat mehrere Stimmen, die zum Kaleidoskop einer Generation werden. Eine Generation, die erlebt, dass alle Älteren auch nur mit trüben Wasser kochen. Wenn die vier in Einzelrollen schlüpfen, schenken sie dem amüsierten Publikum schöne Momente: Etwa Lercher als arroganter Lyrikprofessor, dem die Studierenden erfolglos Liebe zu erklären suchen. Oder Chakraborty als Jazzmusiker Elias, der schon in der Schule geächtet wird.

Die Zukunft: ungewiss

Alle, auch die Frauen, tragen potthässliche Bubenunterhosen mit Seventies-Design und Eingriff, später gestreifte Bermudas und schmale Krawatten, wie man sie ohne Spott nur in den Achtzigern tragen durfte. Und sie hören Talking Heads. Man könnte glauben, Kluck sei ein Kind dieser Zeit. Doch der 32-Jährige stochert gekonnt in einer anderen Jugend herum und trifft den statischen Kern der Sache: Die Gegenwart ist kein Honigschlecken, die Zukunft dafür umso ungewisser. (Colette M. Schmidt, 16.4.2016)