Der US-Kandidat für die Führung der Weltbank, Jim Yong Kim, ist ein Experte für Gesundheitspolitik, ein angesehener Universitätspräsident und als gebürtiger Südkoreaner ein wahrer Weltbürger. Aber Kim hat einen Schwachpunkt: Seine Gegenkandidatin ist besser.
Die nigerianische Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iweala ist eine Top-Ökonomin, kennt die Weltbank von innen und hat sich als durchschlagskräftige Politikerin in einem fast unregierbaren Land weltweit Respekt verschafft. Ihre Wahl würde Qualität den Vorzug vor Nationalität geben - und endlich das amerikanisch-europäische Duopol an der Spitze der Bretton-Woods-Institutionen durchbrechen.
Dass wahrscheinlich dennoch Kim das Rennen machen wird - so wie die Französin Christine Lagarde zuletzt beim Währungsfonds -, wird nur den Eindruck verstärken, dass sich die USA und Europa an einem historischen Privileg festklammern - und das zu einer Zeit, in der die EU bei den Schwellenländern um Finanzhilfe betteln muss.
Es ist schade, dass US-Präsident Barack Obama angesichts einer so guten Kandidatin, die überdies absolut prowestlich denkt, nicht auf seinen Mann verzichten will - oder es aus innenpolitischen Gründen nicht kann. Jeder weiß, dass früher oder später ein Vertreter des Südens den IWF oder die Weltbank führen wird. Dass die EU und die USA diesen Tag immer weiter hinausschieben, ist schlecht für beide Institutionen und die gesamte Weltwirtschaft. (DER STANDARD, 16.4.2012)