Der ORF-Redakteursrat hat seinen Kampf gegen die Bestellung von Thomas Prantner zum ORF-Online-Hauptabteilungsleiter, auch nach deren Offiziellwerden, nicht aufgegeben. Spätestens Anfang nächster Woche wollen die Redakteure eine vom Redakteursausschuss einstimmig beschlossene Beschwerde bei der Medienbehörde KommAustria einreichen. Aus ihrer Sicht ist die Organisationsanweisung von Generaldirektor Alexander Wrabetz, mit der journalistische Kompetenzen in die technische Direktion verlagert werden, mit dem Redakteursstatut und dem Gesetz unvereinbar, wie es in einer Email an die Redakteurssprecher heißt.

"Bis heute wurde uns nicht einmal das Ausschreibungsergebnis bekanntgegeben"

Außerdem sei Prantner bestellt worden, ohne dass der Redakteursausschuss seine gesetzlichen Mitwirkungsrechte wahrnehmen konnte, heißt es in dem Schreiben. "Bis heute wurde uns nicht einmal das Ausschreibungsergebnis bekanntgegeben", entrüstet sich der Redakteursrat unter der Leitung von Fritz Wendl. Der Redakteursrat ortet in Prantners Bestellung eine "Folge von im Zuge der ORF-Generaldirektorenwahl geleisteten Versprechungen".

Prantner, ehemals Online-Direktor des ORF, wurde in der vergangenen Woche wie erwartet zum Leiter der Hauptabteilung Online und neue Medien bestellt und darüber hinaus zum "Stellvertreter in Abwesenheit" von Technikdirektor Michael Götzhaber ernannt - eine Funktion, die laut Redakteursrat weder im ORF-Gesetz noch im Kollektivvertrag oder im Stellenplan existiert.

Dorn im Auge

In ihrer Email kritisieren die Redakteurssprecher Wendl, Dieter Bornemann und Eva Ziegler auch die Funktion von Betriebs- und Stiftungsrat Robert Ziegler, der trotz einer von KommAustria und Bundeskommunikationssenat kritisierten Sprachregelung als Bundesländerkoordinator werkt. Auch die Bestellung von Christine Lackner, der ehemaligen Sprecherin von FPÖ-Minister Mathias Reichhold und BZÖ-Minister Hubert Gorbach, zur Büroleiterin des Kaufmännischen Direktors Richard Grasl sowie die Suche von ORF-Generaldirektor Wrabetz nach einem weiteren Referenten in Zeiten der Personalreduktion sind den Redakteuren ein Dorn im Auge. (APA, 16.04.2012)