München - Der Onkel der Kraillinger Schwestern Chiara (8) und Sharon (11) ist in Deutschland wegen Mordes an seinen Nichten zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht München II folgte am Montag mit seinem Urteil den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Anwälten der Eltern, die in dem Prozess Nebenkläger waren. Das Gericht stellte wie beantragt auch die besondere Schwere der Schuld fest.

Damit könnte der Mann nicht bereits nach 15 Jahren Haft aus dem Gefängnis vorzeitig entlassen werden. Allerdings ist das Urteil noch nicht rechtskräftig. Der Angeklagte hat die Tat stets bestritten und will in Revision gehen.

Mit Strick ermordet

"Die Beweisaufnahme hat zu der Überzeugung des Gerichts geführt, dass es der Angeklagte war, der Onkel, der die Kinder ermordet hat", sagte der Vorsitzende Richter Ralph Alt. Der 51-jährige Thomas S. habe sich in der Nacht auf 24. März 2011 in die Wohnung seiner Schwägerin geschlichen und die Kinder heimtückisch und aus Habgier mit einem Strick, einer Hantelstange und einem Messer ermordet.

Der verschuldete Familienvater habe auch die Mutter der Kinder umbringen wollen, um seiner Ehefrau ein Erbe zu verschaffen. Seine Familie mit den vier Kindern habe vor dem finanziellen Ruin gestanden; es habe die Zwangsversteigerung des gerade gebauten Hauses in Peißenberg gedroht.

Keine konkrete Forderung der Verteidigung

"Er hat uns beauftragt, Rechtsmittel einzulegen und dem werden wir auftragsgemäß nachkommen", sagte Verteidigerin Eva Gareis. Die Verteidigung hatte nicht zuletzt angesichts der Indizien auf eine konkrete Forderung verzichtet und ihr Plädoyer sehr knapp gehalten. Es habe sich für die Verteidigung die Frage gestellt, ob jemand wirklich aus einer finanziellen Notlage heraus eine solch schreckliche Tat begehen könne, sagte Adam Ahmed. Die Indizien stünden der Aussage seines Mandanten gegenüber.

Staatsanwalt Florian Gliwitzky sprach in seinem Plädoyer von einer "erdrückenden Beweislast". "Wir haben überhaupt keinen Punkt gefunden, wo wir gesagt hätten: Der ist mit der Beweisaufnahme nicht in Einklang zu bringen." Überall in der Wohnung wurden DNA-Spuren des gelernten Feinmechanikers entdeckt, darunter viele Blutspuren.

"Nach Überzeugung der Kammer konnte nur ein Täter so viele Spuren in der Wohnung hinterlassen", sagte Richter Alt. Die Ermittler fanden die Spuren an den Leichen der Kinder, im Kinderzimmer, an dem Seilstück, mit dem die kleine Chiara gewürgt wurde, an der Hantelstange, mit der auf die Kinder eingeschlagen wurde, an der Wand, an einem Polster, in einem Waschbecken, einer Schublade, einer Lampe. (APA, 16.4.2012)