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Eine Probematura soll die Gemüter beruhigen und den Schülern die Ängste nehmen.

Foto: AP/Sarbach

Wien - Angesichts der wiederholten Forderung die Zentralmatura in den Fächern Mathematik und Deutsch wegen mangelnder Vorbereitung zu verschieben, sollen Schüler künftig eine sogenannte "Probematura" absolvieren können. Die Zentralmatura soll an den AHS bereits im Schuljahr 2013/14 starten, Eltern- Schüler- und Lehrervertreter wehren sich dagegen. Die Probematura soll bereits im kommenden Schuljahr starten, bestätigt Christian Dorninger, interimistischer Direktor des für die Zentralmatura zuständigen Bundesinstituts für Bildungsforschung (BIFIE).

Im Schuljahr 2012/13 soll mit der Probematura in Deutsch, Mathematik und Englisch begonnen werden. Im Jahr darauf wird dies auch in der zweiten lebenden Fremdsprache möglich sein. Die Teilnahme ist freiwillig, Ziel sei aber, dass alle Schulen teilnehmen, so Dorninger. Die für die Probematura nötigen Aufgaben seien bereits vorhanden, "es müssen nur einige zusätzliche freigegeben werden".

Drei Jahr Probe-Prüfung

Jene Schüler, die im kommenden Schuljahr 2012/13 maturieren, können am Ende des ersten Semesters die Probematura schreiben, jene die 2012/13 in die siebente Klasse gehen, am Ende des Schuljahres. Weil an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) erst 2014/15 mit der Zentralmatura gestartet wird, soll es insgesamt drei Jahre lang solche Probeprüfungen geben.

Schulversuche, bei denen die Maturanten bereits die neue Art der Reifeprüfung absolvieren, finden in den lebenden Fremdsprachen bereits fast flächendeckend statt. In Deutsch soll es 2013 an einigen Standorten Schulversuche geben.

Wenig Schulversuche in Mathematik

Im Fach Mathematik, bei dem laut Kritikern eine Verschiebung am dringendsten nötig wäre, wird bereits heuer der Echtfall geprobt - allerdings nur in 13 Klassen an neun Schulen in ganz Österreich, für 2013 ist laut BIFIE an den AHS kein Schulversuch in Mathe vorgesehen. Allerdings überlegt Dorninger, der die Leitung des BIFIE erst mit Anfang April vom abberufenen Josef Lucyshyn übernommen hat, ob nicht doch die von Schülern, Eltern und Lehrern geforderten Schulversuche in Mathe möglich seien. Er müsse erst klären, ob dies zeitlich möglich wäre, so der neue BIFIE-Direktor.

"Zu viele Leute lehen sich zurück"

Werner Peschek, wissenschaftlicher Leiter des Mathe-Schulversuchs und Leiter des Kompetenzzentrums für Mathematikdidaktik an der Uni Klagenfurt, zeigt Verständnis für die Forderung nach einer Verschiebung der Zentralmatura in seinem Fach - auch wenn er persönlich diese nicht für sinnvoll hält, da sich dann "wieder zu viele Leute zurücklehnen". Stattdessen plädiert er für die Einhaltung des geplanten Starttermins im Mai 2014, allerdings mit "deutlich einschneidenden Übergangsregelungen inhaltlicher Art".

Benotung adaptieren

So könnten bestimmte inhaltliche Bereiche erst nach und nach Teil der Zentralmatura werden oder die Benotung schrittweise adaptiert werden "um das Risiko abzufangen, weil es keine Erfahrungen mit dem Ernstfall gibt". Eine andere Möglichkeit wäre, den Notenschlüssel nicht wie üblich schon vor der Prüfung detailliert festzulegen, sondern danach, wie das etwa in den Niederlanden schon jetzt gemacht werde. Schulversuche, wie sie seit Jahren in den lebende Fremdsprachen laufen, wären laut Peschek auch in Mathe "günstig", dafür seien die Fristenläufe jedoch "viel zu kurz" gewesen.

Drei Säulen

Die Zentralmatura besteht aus drei voneinander unabhängigen Säulen: Zentral ist die schriftliche Klausur, bei der alle Schüler Österreichs am selben Tag zentral vorgegebene Aufgaben lösen, die vom Lehrer nach einem vorgegebenen Schlüssel bewertet werden. Außerdem muss jeder Schüler eigenständig außerhalb der Unterrichtszeit eine vorwissenschaftliche Arbeit (an den BHS: Diplomarbeit) erstellen und präsentieren. Bei der mündlichen Prüfung können die Schulstandorte eigene Schwerpunkte setzen: Die Lehrer eines Faches einigen sich dabei auf einen Themenpool, aus dem die Prüflinge ihre Aufgabe ziehen. (APA, 17.4.2012)