Flipper haben mehr Konzerte in Wien wieder abgesagt als bestritten. Das spiegelt ein unstetes Wesen wider, das sich in einer Musik entlädt, die der Welt wenig Gutes abgewinnt. Ausnahmen sind einschlägige Songs wie "Sex Bomb" und "Love Canal". Na ja. Doch sogar ein dumpf betiteltes Stück wie "Hahaha" ist zersetzt von Sarkasmus und Weltekel. Für kommenden Freitag ist in der Wiener Arena wieder einmal ein Konzert der US-Band anberaumt, wie es aussieht, findet es dieses Mal statt, allerdings ohne Krist Novoselic am Bass. Der frühere Nirvana-Mann ist zwar auf dem aktuellen Album "Love" zu hören, für eine Tour mit den angegrauten Wahnsinnigen war er dann doch nicht zu haben.

Flipper zählen zu den Altvorderen des US-Punk, Postpunk und Hardcore. Zu ihren größten Fans zählen die Melvins, die auf ihrem Meisterwerk "Lysol" den Flipper-Song "Sacrifice" gecovert haben. Anders als ihre Zeitgenossen haben Flipper sich früh der Langsamkeit verschrieben. 1992 produzierte Rick Rubin auf seinem Label das Flipper-Album "American Grafishy", seit der darauf folgenden Tour war die 1979 in San Francisco gegründete Band nicht mehr in Österreich. Damals wüteten sie im Bach, meine Herren. Heute sind sie älter, aber nicht weniger unbarmherzig, geschweige denn weiser. Wer eine Lektion in unbeugsamem Punkrock, in blöder Sturheit und selbstbeschädigender Konsequenz sucht, findet ein Lehrbeispiel dafür am Freitag in der Arena. Ein Kirchgang, für Satan. (flu, DER STANDARD, 18.4.2012)