Einer Schwimmerin nachtanzen.

Foto: Fleischanderl

Mirna Jukic ist eine überaus natürliche und freundliche Frau. Eine Spitzensportlerin, die auf dem Boden geblieben ist und sich nie Starallüren hingegeben hat. Josef Winkler hat, wie als Antithese, um die gebürtige Kroatin das Gedicht "Ich bin der Gast deines hervorgerufenen Fluches, Mirna Jukic" gewoben. In diesem Prosagedicht setzt sich der Autor mit der Schwimmerin in 31 Sätzen auseinander. Die durch den Spitzensport zur Paradeösterreicherin Erhobene muss sich mit den patriotischen Massen und Medien herumschlagen. Jukic wird zum Objekt und zur Ikone erhoben. Tobende Massen entscheiden in der Arena, der Schwimmhalle, über seelische Zustände der Sportlerin.

Die Tänzerin Anna Hein, geschult an der Staatsoper und im zeitgenössischen Tanz in Wien, Venedig und New York ausgebildet, hat sich nun des Stoffes um die Schwimmerin angenommen. Mit eindrucksvollen Bildern will sie dem Gedicht eine neue Dimension verleihen. Dabei bleibt die Architektur des Werkes erhalten, körperlich erarbeitet wird die Gefährlichkeit der Beziehung zwischen Frau und Spitzensport. Disziplin, Qual und Kraft, Lust, Verletzungen und Verletzlichkeit werden von Ana Hein auf einer Projektionswand als Schattentanz und kraftvoll im Raum in Szene gesetzt.

Videoeinspielungen und Christoph Hofers Akkordeonmusik bereichern das Tanzstücke, dem man sich nur schwer entziehen kann. (szg, DER STANDARD, 18.4.2012)