Roberto Fonseca - jazziger Wurzelsucher auf Tournee. 

Foto: Johann Sauty

 

Wien - Für Konzerte hüllt er sich gerne in Designerkleidung der Modeschöpferin Agnés B. Und ohne Hut lässt er sich prinzipiell kaum blicken. Am Cover des neuen Albums Yo ist erstaunlicherweise alles anders: Da steht Roberto Fonseca, wie Gott ihn (von Kopf bis Bauchnabel) schuf - mit muskulösem Oberkörper, mit ausgebreiteten Armen, als wolle er sagen: So bin ich - nackt, pur, unverfälscht. Subliminale Zweitbotschaft: Weibliche Hörerschaft braucht der Jazz!

So viel Selbstbewusstsein darf sein. Denn in Roberto Fonseca ist Kubas renommierter Jazzpianistenriege (bisher mit Chucho Valdéz und Gonzalo Rubalcaba bestückt) in den letzten Jahren ein neuer Kapazunder erwachsen. 1975 in Havanna geboren, machte Fonseca als Begleiter von Ibrahim Ferrer und Omara Portuondo sowie als Nachfolger von Rubén González im Buena Vista Social Club auf sich aufmerksam.

2007 bedeutete Zamazu seinen Durchbruch in Europa, eine Melange aus Jazz und afrokubanischen Rhythmen, in der die musikalischen Geschmacksknospen auch mit allerlei überraschenden Aromen beglückt wurden. Im Zuge des neuen Werks Yo ("Ich") spürt der 37-Jährige vor allem den Verbindungen zwischen kubanischer und westafrikanischer Musik nach. Fonseca hat Kora-Spieler Sekou Kouyate geladen, der sich auf Bibisa ein Saitenduell mit Baba Sissoko an der Bassharfe Ngoni liefert. Neben der ebenfalls aus Mali stammenden Fatoumata Diawara erheben zudem der algerische Sänger Faudel Amil und der Senegalese Assane Mboup ihre Stimmen. Eine erlesene Sextettabordnung wird im Zuge der aktuellen Tournee den Brückenschlag zwischen Bamako und Havanna bewerkstelligen. Inklusive Multiinstrumentalist Baba Sissoko. (Andreas Felber, DER STANDARD, 18.4.2012)