Tel Aviv/Ramallah - Israel hat den palästinensischen Häftling Khader Adnan nach einem zweimonatigen Hungerstreik verabredungsgemäß freigelassen. Das ranghohe Mitglied der radikalen Organisation Islamischer Jihad sei in sein Dorf Arabe im nördlichen Westjordanland zurückgekehrt, bestätigte seine Familie am Mittwoch. Der 33-jährige Bäcker gilt bei den Palästinensern inzwischen als Held, seine Heimkehr wurde gefeiert.

Zuerst habe Adnan die Familie des palästinensischen Häftlings Jafar Ezzeddin besucht, der seit einem Monat Nahrung verweigert. Anschließend nahm er seine schwangere Frau Randa sowie seine zwei Töchter unter dem Jubel hunderter Menschen in die Arme.

Freilassung nach Verwahrungshaft

Adnan hatte seinen lebensbedrohlichen Hungerstreik im Februar abgebrochen, nachdem die israelischen Behörden zugesagt hatten, ihn am Ende seiner sechsmonatigen sogenannten Verwaltungshaft freizulassen. Die Frist endete am Dienstag. Nach israelischen Gesetzen hätte er ohne Angabe von Gründen und ohne Anklageerhebung auch weiter hinter Gittern gehalten werden können - dies ist eine Besonderheit der Verwaltungshaft. Den Hungerstreik hatte er aus Protest gegen seine Haftumstände begonnen.

Die israelische Armee wollte nicht mitteilen, was genau dem Jihad-Führer vorgeworfen wird. Eine Sprecherin teilte lediglich mit, man habe Geheimdienstinformationen gegen den Mann. Ministerpräsident Netanyahu nannte ihn einen "gefährlichen Terroristen". UNO und EU hatten ebenso wie Amnesty International und Human Rights Watch (HRW) Sorge um das Leben des Palästinensers geäußert und die von Israel praktizierte Administrativhaft kritisiert, die auf die britische Mandatszeit zurückgeht. Nach Angaben der israelischen Menschenrechtsorganisation B'tselem hat sich die Zahl der in Administrativhaft gehaltenen Palästinenser seit dem Vorjahr um ein Drittel erhöht. (APA, 18.4.2012)