In der Tiroler FPÖ rumort es. Nach der Gemeinderatswahl in Innsbruck regt sich innerparteilich Unmut über die Führung. Schon bei der blauen Wahlparty kam es Sonntagabend zu tumultartigen Szenen, weil Richard Tautscher, ehemaliger Gegenkandidat des jetzigen Landesparteiobmanns Gerald Hauser, dessen Rücktritt forderte. Auch Elmar Denz, stellvertretender FPÖ-Obmann in Innsbruck, sparte nicht mit Kritik an Hauser und seiner Performance. Die Freiheitlichen gewannen knapp drei Prozentpunkte dazu und stellen nun drei statt zuvor zwei Gemeinderäte. Insgesamt kam die Tiroler FPÖ in Innsbruck auf 7,7 Prozentpunkte.

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Laut einem Bericht der "Tiroler Tageszeitung" will Hauser nun Tautscher und Denz aus der Partei werfen. Der Landesparteivorstand tagt am Freitag. Denz meint gegenüber derStandard.at, dass er nicht damit rechne, weil sich Hauser bereits bei ihm entschuldigt habe. Falls der Ausschluss doch noch kommen sollte, will Denz notfalls gerichtlich dagegen vorgehen. Er bleibt jedenfalls bei seiner Kritik am Wahlergebnis. Obwohl man Zugewinne verzeichnen konnte, habe man das selbst gesteckte Wahlziel klar verfehlt, so der "Freiheitliche aus tiefster Seele". Der Wahlkampf sei völlig daneben gewesen, auch das Marokkaner-Plakat sei ein Fehler gewesen, so Denz. Außerdem kritisiert das grauhhaarige FPÖ-Urgestein, dass Hauser nicht kritikfähig sei.

Tautscher erneuert Rücktrittsaufforderung

Richard Tautscher, derzeit Obmannstellvertreter der Ortsgruppe Hötting, fordert Hauser im Gespräch mit derStandard.at erneut zum Rücktritt auf. Außerdem kündigt er an, dass er einen Parteiausschluss vor Gericht bekämpfen würde. Tautscher war beim Landesparteitag im Dezember gegen Hauser angetreten. 20 Prozent der Delegierten hatten für ihn gestimmt, Hauser erhielt 73 Prozent.

Der 31-jährige Doktoratsstudent der Philosophie kritisiert: "Auf Bundesebene liegen wir bei 28 Prozent, in Innsbruck haben wir gerade einmal 2,7 Prozentpunkte dazugewonnen. Und das bei einem Wahlkampfbudget von mehreren 100.000 Euro." Im Vergleich dazu hätten die Piraten mit einem Wahlkampfbudget von 3.000 Euro "auf Anhieb" 3,6 Prozent erreicht.

Das umstrittene Plakat "Heimatliebe statt Marokkaner-Diebe" hätte er von vornherein nicht gebracht, so Tautscher. Dass die FPÖ aufgrund der großen Kritik das Plakat dann zurückzog, habe zu einem Glaubwürdigkeitsverlust geführt. Der schlagende Waffenstudent bezeichnet sich als die "innerparteiliche Opposition" und kritisiert, dass in Tirol die "Ortsgruppen brachliegen".

FPÖ Tirol: "Im höchsten Maße parteischädigend"

Hauser selbst war für keine mündliche Stellungnahme erreichbar. Aus seinerm Büro heißt es: "Nach der Auszählung der Stimmen, bei der wir einen erfreulichen Zuwachs erreichen konnten, trafen wir uns in einem Innsbrucker Lokal. Als der Landesparteiobmann die Freude über den Zugewinn ausdrückte, kamen von einer kleinen Gruppe lautstarke Buhrufe. Richard Tautscher riss das Wort an sich, übte in äußerst aggressiver Art und Weise Kritik und forderte Hauser zum Rücktritt von der Funktion des Landesparteiobmanns auf. Und zwar in überzogener, sehr emotionsgeladener Vorgehensweise sowie in unverständlicher und äußerster Erregung."

Das habe  sich vor Journalisten und laufenden Kameras zugetragen, "die gute Stimmung" sei nach dem Vorfall getrübt gewesen. Diese Verhaltensweise in der Öffentlichkeit sei in höchstem Maße parteischädigend gewesen, hieß es aus der Landespartei. (Katrin Burgstaller/Rainer Schüller, derStandard.at, 18.4.2012)