Den rasanten Wandel des Internet von einem technischen Instrument zum öffentlichen, gesellschaftlich relevanten Medium beleuchtet von heute, Mittwoch, Abend bis Jahresende eine Ausstellung im Linzer Ars Electronica Center (AEC). "Außer Kontrolle - Was das Netz über dich weiß" will aufrütteln und das Bewusstsein schärfen, erklärte der künstlerische Leiter Gerfried Stocker bei einem Presserundgang. "Wir hoffen, vielen Besucher einen ersten guten Schritt in eine möglichst datensichere Zukunft zu ermöglichen."

Schutz der eigenen Identität

Spätestens seit der am 1. April in Kraft getretenen Vorratsdatenspeicherung ist das Thema Schutz der eigenen Identität im World Wide Web in aller Munde. Bin ich betroffen? Was kann ich dagegen tun? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen die Internet-Nutzer. Das AEC will darauf Antworten geben und hat sich einen kompetenten Partner ins Boot geholt: Die Fachhochschule im Softwarepark Hagenberg (Bezirk Freistadt) bietet zum Thema Sicherheit im Netz mittlerweile drei Studiengänge an. Auf Handy und Computer will niemand verzichten, es mangle aber oft am bewussten Umgang damit, erklärte Professorin Ingrid Schaumüller-Bichl. Die Schau soll die Medienkompetenz und damit die Selbstverantwortung heben und über Sicherheitsmaßnahmen informieren.

Von 1969 bis heute

Eine Zeittafel, beginnend mit dem Jahr 1969, führt in die Ausstellung ein und den Besuchern die dynamische Entwicklung des Internet vor Augen: Nach einem "ersten Aufbegehren" (Stocker) Anfang der 80er Jahre begann sich das WWW in den 90er Jahren zu etablieren: 1993 kam MP3, 1994 folgte Amazon, 1995 eBay, 1998 Napster und 2000 Google. Ein Jahr später rückte das Netz mit Wikipedia näher zusammen. Xing, MySpace (2003) und schließlich im Jahr 2004 Facebook sorgten für eine weitere Konzentration. Seitdem sei es zu einem "Explodieren der digitalen Welt" gekommen, so Stocker: Allein das im Vorjahr eingeführte Netzwerk Google+ zähle täglich rund 600.000 neue User.

Vorträge und Workshops

Genau die sollen sich durch die Exponate sowie Vorträge und Workshops angesprochen fühlen: Eine "Passworthacker Station" zeigt, wie lange es dauert, Codes zu knacken. "Handytracking" hat die Klage des deutschen Grünen Politikers Malte Spitz zum Inhalt, der von einem Mobilfunkbetreiber die Herausgabe von über ihn gespeicherten Daten verlangt, sie auf einer Karte visualisiert und im Internet veröffentlicht hat. "Newstweek" ist in einen Netzstecker eingebaut und ermöglicht es jedem Bürger, Nachrichten, die auf tragbaren Geräten gelesen werden, zu manipulieren und so die wahrgenommene Realität zu verändern. Der Film "faceless" von Manu Luksch besteht ausschließlich aus Aufnahmen von Überwachungskameras in London, auf denen sie zu sehen ist. (APA, 18.04.2012)