Stadtschulrätin Brandsteidl befürchtet Lehrermangel.

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Wien - Wien sei ein wahrer Musterschüler, ist man sich im Stadtschulratsbüro sicher: anders als Kärnten oder Niederösterreich, die vom Rechnungshof (RH) für Mehrkosten im Schulwesen gerügt wurden, habe Wien "überhaupt keine Überschreitung" bei den Planstellen, sagt Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SP). Vielmehr sei Lehrermangel das Problem, weil in Wien - als einzigem Bundesland - die Schülerzahlen steigen würden.

Im Unterrichtsministerium gibt man sich wenig auskunftsfreudig: Wien bemühe sich redlich, die Planstellen einzuhalten. Es gebe Überschreitungen, diese seien jedoch "nicht so dramatisch" - weswegen man die genauen Zahlen nicht nennen wolle, um kein böses Blut zu machen, entschuldigt sich ein Sprecher von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ). Die vom RH aufgezeigten Mehrkosten entstünden durch kleinere Klassen, die Neue Mittelschule und ganztägige Angebote. Zudem sei die Hälfte der Lehrerschaft über 50 Jahre alt. Auf keinen Fall wolle Schmied jetzt eine weitere Debatte um das Kompetenzgerangel zwischen Bund und Ländern um die Lehrer-Hoheit.

Brandsteidl räumt ein, dass die Überschreitungen auf Nachmittagsbetreuung zurückzuführen seien. Das Land würde jedenfalls nie etwas dazu zahlen müssen.

Anders als im Stadtschulrat behauptet, sinken die Schülerzahlen auch in Wien: Wurden 2006/07 noch 101.569 Kinder in allgemein bildenden Pflichtschulen erfasst, waren es 2010/11 98.961. Ein Anstieg wird für 2017 prognostiziert. Im gleichen Zeitraum sind die Lehrerstellen an den Pflichtschulen von 11.474 auf 10.773 zurückgegangen. (juh, DER STANDARD, 18.4.2012)