Neue Besen kehren gut: Marcus Geiger hat eine ganz neue Kehrkonstruktion erfunden, die ein Team zur Bedienung benötigt: "Ohne Titel (Besen)", 2010.

Foto: Krinzinger Projekte

Wien - Sieht man die Bilder des Residency-Areals im Süden von Sri Lanka, weiß man, dass die von Galeristin Ursula Krinzinger ausgewählten Künstlerinnen und Künstler wahre Glückspilze sind. Das Studio, das ihnen dort zwei bis drei Monate zur Verfügung steht, ist Teil der sogenannten " one world foundation", die Josef Ortner und Kathrin Messner (museum in progress) 1995 gegründet haben. Die Schule (seit damals über die Vermietung der owf-Villa finanziert) wurde nach dem Tsunami von 2004 ins Innere des Landes verlegt. In Meeresnähe errichtete man jedoch ein Studio, das Ursula Krinzinger seit 2009 im Rahmen eines Artist-in-Residence-Programms betreut.

Zurzeit sind die vor Ort entstandenen Arbeiten der sieben bisher geladenen Künstlerinnen und Künstler in den Krinzinger Projekten zu sehen, wo der Einfluss des exotischen Umfelds auf die Farb-, Motiv- und Objektwahl unübersehbar ist: Am nächsten an die fantastische Fauna und Flora führt jedoch die indische Malerin Suhasini Kejriwal heran.

In einem (foto)realistischen Stil hat sie ein übernatürliches Dickicht aus Blüten, Blättern und Tieren gemalt, das wie das Gegenstück zu der Arbeit von Navin Thomas wirkt: Nine Moments of Night titelt die Serie ihres Landsmanns, der in kleinformatigen Rahmen Schwarzspiegel ausgestellt hat. Ähnlich wie Suhasini Kejriwal versucht auch Navin Thomas die europäische Kunsttradition weiterzuspinnen. Er benutzt Schwarzspiegel, die man für perspektivisches Zeichnen verwendet hat: In eingravierten Texten betont Thomas die magischen Aspekte der Spiegel, in denen sich die reflektierte Umgebung sichtlich verzerrt.

Dass in Sri Lanka diese Reflexionen inspirierender waren, lassen in der Ausstellung wiederum die informellen Zeichnungen von Thomas Helbig erahnen, aber auch die Bilder von Clarina Bezzola. Selbst ihren Hirngespinsten verlieh sie dort mit bunten Farben Ausdruck .

Während der indische Konzeptkünstler Sudarshan Shetty mit einem " Survival Kit" aus Holz eine Geschichte jenseits des Ortes eröffnet, greifen die beiden in Wien lebenden Künstler Hans Schabus und Marcus Geiger ebenfalls lokale Spezifika auf: Sie haben das Licht und die Farben in malerischen Projekten verdichtet, aber auch ein gefundenes Fahrrad, Klopapierrollen (Hans Schabus) sowie eine Auswahl der landesüblichen Besen (Marcus Geiger) nach Europa gebracht. Letztere hat Geiger zum Teil so zusammengebaut, dass man zum Fegen gleich vier Arbeiter benötigt. Damit eröffnet das Objekt doch noch einen etwas anderen Blick auf die paradiesische Welt: Offenbar besitzt diese auch eine Kehrseite. (Christa Benzer, DER STANDARD, 19.4.2012)