Madrid - Die Teilverstaatlichung des zur spanischen Repsol gehörenden argentinischen Erdölunternehmens YPF wirft immer neue Fragen auf. Repsol soll mit der chinesischen Sinopec in Verhandlungen gestanden haben, um ihr 57-prozentiges Aktienpaket bei YPF an das chinesische Petrochemieunternehmen zu verkaufen. "Chinese Connection", titelt die Financial Times und spekuliert über dunkle Interessen und geheime Pläne.

Eine chinesische Wirtschaftsseite im Internet - caixin.com - will von einem im letzten Augenblick gescheiterten Deal wissen. Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner sei von Repsol nicht informiert worden.

Den Informationen zufolge sei Sinopec, Partner von Repsol in Brasilien, seit Jahren an YPF interessiert gewesen. Angesichts der feindlichen Haltung Argentiniens gegenüber Repsol habe Firmenchef Antonio Brufau versucht, das Unternehmen für 15 Mrd. Dollar (11,43 Mrd. Euro) zu verkaufen. Er habe geplant, eine Absichtserklärung zu unterzeichnen und diese dann der argentinischen Regierung vorzulegen. Die Nationalisierung sei dem zuvorgekommen.

Brufau hofft, 10,5 Mrd. Dollar zu retten. So viel seien die enteigneten Anteile mindestens wert, erklärte er bei der Einweihung einer Raffinerie im spanischen Murcia. "Sie werden für den Schaden den diese falsche und schmerzhafte Entscheidung angerichtet hat, bezahlen", sagte Brufau.

Druck auf Buenos Aires

Er will die Verstaatlichung vor die Weltbank zur Vermittlungen bringen. Dies dürfte Fernández de Kirchner allerdings kaum beunruhigen. Argentinien hat seit der Schuldenkrise vor elf Jahren bei der Weltbank mehrere Verfahren anhängig, ohne darauf reagiert zu haben.

Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy versucht inzwischen wirtschaftlichen und diplomatischen Druck auf Buenos Aires auszuüben. Spanien werde künftig Biodiesel aus Europa statt aus Argentinien beziehen.

Bei einer Lateinamerikareise erhielt der Konservative Unterstützung vom mexikanischen Präsidenten Felipe Calderón, der zur Zeit den Vorsitz des G 20 innehat. Dieser bezeichnete die Politik der Argentinier als " unverantwortlich und irrational". Mexikos staatlicher Erdölkonzern Pemex hält 9,49 Prozent bei YPF. Auch in Argentinien selbst werden erste kritische Stimmen laut. "Diese Entscheidung wird uns Milliarden von Pesos an Schulden bringen und uns von der Welt distanzieren", warnt der Bürgermeister von Buenos Aires, Mauricio Macri.

Während die EU ein Treffen mit der argentinischen Regierung abgesagt hat, bekommt Rajoy aus Washington nur die kalte Schulter gezeigt. Fernández de Kirchner war so vorausschauend, die 17 Prozent bei YPF, die in Händen von meist US-Investmentfonds sind, von der Teilverstaatlichung auszunehmen. (Reiner Wandler aus Madrid, DER STANDARD, 19.4.2012)