Bild nicht mehr verfügbar.

Dreijährige Lipizzaner-Hengste toben durch die Winterreitschule in Wien. Ihr Bestand ist gestiegen, die Zahl der Auftritte auch.

Foto: AP/Lilli Strauss

Die Spanische Hofreitschule tanzt erstmals keine Verluste mehr ein. Kritiker sprechen ob hoher Subventionen von Rosstäuscherei. Für die Lipizzaner gibt es Grander-Wasser und Magnetfeldtherapie.

 

Wien - Viel sei es nicht, immerhin aber ein Plus, sagt Elisabeth Gürtler. Die Generaldirektorin der Spanischen Hofreitschule vermeldet zufrieden die Zahl von 30.000 Eu- ro. So viel Gewinn habe der Traditionsbetrieb im Vorjahr erzielt. Die Summe entspricht etwa dem Verkaufswert eines ausgebildeten Hengstes aus eigener Zucht, rund 30 davon sind jährlich zu haben.

Das Besondere an der Bilanz: Es ist die erste positive in der Unternehmensgeschichte. Allein in den vier Jahren zuvor beliefen sich die Verluste auf insgesamt mehr als fünf Millionen Euro. Gelungen sei der Sprung in die schwarzen Zahlen durch die Steigerung der Umsätze auf 10,2 Millionen Euro und Einsparungen. Für heuer hat Gürtler zwar wieder leichte Einbußen bei den Erlösen budgetiert, die Gewinne jedoch sollen bleiben.

Die Lipizzaner tanzen mittlerweile auf mehr Vorstellungen und zeigen sich auch in der Morgenar- beit häufiger dem Publikum - wofür der Bestand auf mehr als hundert Rösser erweitert wurde, wie Gürtler betont: Seit 2011 sind zwei Equipen im Einsatz. Zusätzliches Geld spielten mehr Führungen herein. Außerdem setze man auf die Vermietung von Immobilien, etwa für Events. Um 35.000 Euro werden Halle und Stallburg externen Veranstaltern geöffnet. Räumlichkeiten, die die Republik der Hofreitschule kostenlos überlässt.

Für den Freundeskreis der Spanischen, ein Verein, der ihrer Geschäftsführung äußerst unfreundlich gesinnt ist, ist das ein Grund, warum die vorgelegte Bilanz Rosstäuscherei sei. Der andere Grund seien hohe Subventionen: So un- terstützte das Landwirtschaftsministerium die Lipizzaner 2011 mit 720.000 Euro. Das seien Förderungen, die jährlich sinken und die im Übrigen auch Rinderzüchter erhielten, entgegnet VP-Minister Nikolaus Berlakovich. Den Einfluss auf die Rösser will er sich weiterhin nicht nehmen lassen: Der vor einigen Monaten entbrannte Kompetenzstreit mit dem Kulturministerium sei "nie ernsthaft" geführt worden und "vom Tisch", sagt er.

Ein immaterielles Unesco-Kulturerbe ist die Hofreitschule bereits, nun will sie vom nationalen zum internationalen aufsteigen. Gastauftritte gibt es heuer in Paris, Odense, Rotterdam und Birmingham. Eine geplante Reise nach Las Vegas spießt sich laut Gürtler an den hohen Transportkosten.

Um die 30 Jahre alt werden ihre Hengste, die auf mehrere 100.000 Euro versichert sind, mit 25 gehen sie meist in Pension. Bis dahin sei ihr Leben durchaus mit dem eines Spitzensportlers vergleichbar. Ih- ren strikt geregelten Arbeitsalltag runden Grander-Wasser und individuelle Menüpläne ab, des weiteren gibt es Magnetfeldtherapien und Infrarotbestrahlungen. (vk, DER STANDARD, 19.4.2012)