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Karl-Heinz Grasser stand im Mittelpunkt des Medieninteresses und hatte kein Problem, den Abgeordneten und Journalisten seine Version darzubieten.
Wien - Als "fleischgewordenes Teflon" bezeichnen die Mitglieder des Untersuchungsausschusses den ehemaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser gerne. Bei seinem Auftritt vergangenen Dienstag wurde er diesem Ruf gerecht.
Von Beginn seines Eingangsstatements an bis zum Ende der dreistündigen Befragung blieb Grasser eloquent, höflich, freundlich - und unangreifbar.
Die Abgeordneten konnten ihm mit Fragen zu dem Verkauf der Bundeswohnungen 2004 wenig entgegenhalten: Das lag zum einen an der Polit-Erfahrung Grassers, zum anderen aber auch an den Mandataren selbst.
Denn die Ladung Grassers schien zu früh erfolgt - am ersten Tag der Behandlung des Buwog-Themas gab es weder ausreichende Unterlagen, noch waren genügend Zeugen gehört worden.
"Meine Befürchtung hat sich bewahrheitet", sagt BZÖ-Fraktionschef Stefan Petzner. Die Regierungsparteien hätten gut daran getan, auf die Opposition zu hören. Tatsächlich hatten FPÖ, BZÖ und Grüne davon abgeraten, Grasser so früh zu laden.
"Wenn alle Unterlagen gelesen und alle Zeugen gehört wurden, ist man erst in der Lage, entsprechende Fragen zu stellen", sagt Petzner. Ähnlich Walter Rosenkranz, Fraktionsführer der FPÖ: "SPÖ und ÖVP haben mit dieser frühen Ladung einen taktischen Fehler begangen. Grasser wurde eine Bühne geboten - das darf beim nächsten Mal nicht mehr passieren."
Beim nächsten Mal müssten die Vorhalte "besser und konkreter" werden. Denn sicher ist: Grasser wird ein zweites Mal geladen. Wenn es nach Stefan Petzner geht, soll dann jemand anderer den Vorsitz führen: Die Grüne Gabriele Moser hatte einst Anzeige gegen Grasser eingebracht, sie solle deswegen ihre Fragen nicht vom Vorsitz aus stellen.
Sanfte Kritik an der Vorsitzführung gibt es auch vom Fraktionskollegen Peter Pilz: "Grasser sollte sich hundertmal bei Moser bedanken, sie hat ihn mit großer Milde bedacht." Die lässt den Vorwurf nicht gelten. Es habe eine objektive Vorsitzführung gegeben, was Grasser selbst festgestellt habe, betonte sie. Sie habe Grasser sogar vor einigen Fragen geschützt.
Die Angst vor einem erneuten Patzer hat jedoch zu mehr Einigkeit im Ausschuss geführt. Die neue Zeugenliste wurde ohne Probleme erstellt. Das könnte aber einen einfachen Grund haben: "SPÖ und ÖVP hätten ohne Oppositionshilfe gar keine Liste erstellen können", ärgert sich Pilz. " Bei dem Nichtwissen wundere ich mich, wieso Werner Amon nicht den Herrn Buwog lädt." (Saskia Jungnikl, DER STANDARD, 19.4.2012)