Gebäudesanierung könnte eine Art eierlegende Wollmilchsau der Wirtschaftspolitik sein: Wenn man den abgewohnten Gebäudebestand in Österreich zügig nach modernen, thermisch-energetischen Gesichtspunkten herrichtet, muss schließlich ordentlich Geld in die Hand genommen werden.

Davon profitieren in diesen schwachen Wirtschaftszeiten der Bau, das Gewerbe und deren Beschäftigte. Und auch die Menschen in den renovierten Häusern und Wohnungen haben was davon, wenn ihre Energiekosten sinken. Und am Ende steht dann der Klimaschutz: Weniger Energie bedeutet schließlich weniger vom Treibhausgas Kohlendioxid, das beim Heizen entweicht.

Aufgrund dieser schönen Rechnung wurde der Sanierungsscheck erfunden, mit dem die Bundesregierung in der mittlerweile dritten Auflage Investitionsunterstützung unterm Volk verteilt. Dass die anfängliche Begeisterung bei ebendiesem Volk stark abgeklungen ist, hängt nicht mit abflauender Renovierungsbegeisterung zusammen, sondern mit einem typischen Austriakum: Da die erste Runde des Sanierungsschecks so erfolgreich und damit rasch ausverkauft war, wurden Zugangsklauseln so komplex gestaltet, dass sie für Interessierte undurchschaubar wurden. Der Effekt: Viele eigentlich dringend notwendige Sanierungsarbeiten wurden nicht in Angriff genommen; die von der Regierung postulierte Renovierungswelle dümpelt dahin.  (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 19.4.2012)