Berlin - Die Dunkle Materie, die dem Standardmodell der Kosmologie zufolge eigentlich einen Masseanteil von 23 Prozent im Universum ausmachen sollte (zum Vergleich: die sichtbare Materie nur vier Prozent), lässt sich weiterhin nicht aufspüren. Ein Team von Astronomen analysierte unsere kosmische Nachbarschaft - doch rund um die Sonne fanden sie keine Hinweise auf die Existenz Dunkler Materie.

Die Gruppe um Christian Moni Bidin von der Universität Chile untersuchte die Bewegungen von mehr als 400 Sternen, die bis zu 13.000 Lichtjahre von der Sonne entfernt sind. Aus diesen Daten ließ sich anschließend die Gesamtmasse in der betreffenden Region errechnen. Mit frustrierendem Ergebnis.

Wieder nichts

"Die von uns gefundene Gesamtmasse entspricht sehr genau der Masse aller sichtbaren Materie - also von Sternen, Staub und Gas - in der Sonnenumgebung", wird Bidin in einer Mitteilung der Europäischen Südsternwarte (ESO) zitiert. "Das lässt keinen Raum für zusätzliche Materie - die Dunkle Materie -, die wir eigentlich erwartet hätten. Sie hätte sich bei unseren Beobachtungen sehr deutlich zeigen müssen, aber sie ist einfach nicht da", schlussfolgerte der Experte.

Bidin abschließend: "Trotz der neuen Resultate bleibt es eine Tatsache, dass die Milchstraße insgesamt viel schneller rotiert, als durch die normale Materie alleine erklärt werden kann. Wenn die Dunkle Materie also nicht dort gefunden wird, wo wir sie erwartet hätten, ist eine neue Lösung für das Problem der fehlenden Masse nötig. Unsere Ergebnisse widersprechen den derzeit anerkannten Modellen. Die Dunkle Materie ist damit noch ein Stück geheimnisvoller geworden." (APA/red, derStandard.at, 18.4.2012)