Salzburg - Das Kinderschutzzentrum Salzburg muss die Psychotherapie für minderjährige Gewalt- und Missbrauchsopfer einstellen, weil 40.000 Euro fehlen. Obwohl die Zahl der Therapiestunden in den letzten zwei Jahren um insgesamt 55 Prozent gestiegen sind, gibt es keine zusätzlichen Fördermittel. "Das ist unterlassene Hilfeleistung für Kinder die Missbrauch oder Gewalt ausgesetzt sind", kritisiert der Kinderpsychiater und Fachvorstand des Kinderschutzzentrums (KIZ) Adrian Kamper.

Das sieht das Land Salzburg anders: Es unterstützt das KIZ heuer mit 123.217 Euro - eine Steigerung der Fördermittel um 4,23 Prozent gegenüber 2011. Während andere soziale Leistungsträger nur um 2,65 Prozent mehr Förderung bekommen. "Kinderschutz hat höchste Priorität", sagt Soziallandesrätin Cornelia Schmidjell (SPÖ), aber nicht jeder Träger könne alle Leistungen selbst erbringen. Deshalb sollen Synergien genutzt werden, "damit das Geld den Kindern zugute kommt und nicht Doppelstrukturen". Aber man suche eine Lösung.

Keine pauschale Rückerstattung

Das Kinderschutzzentrum habe seit 2006 die Möglichkeit, wie jeder Therapeut, Therapiestunden bei der Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK) abzurechnen. Pro Stunde bedeute das einen Kostenersatz von 21,80 Euro. Doch seit drei Jahren werde dieses Geld vom KIZ liegengelassen. "Wir verstehen nicht, warum die Leistung nicht mehr in Anspruch genommen wird" , erklärt SGKK-Sprecherin Karin Hofer. Das KIZ kritisiert, dass die Therapie für jeden Klienten einzeln beantragt werden muss und so die Anonymität und der niederschwellige Zugang für minderjährige Missbrauchs- und Gewaltopfer nicht mehr gewährleistet sind. Gleichzeitig bedeute es einen hohen Verwaltungsaufwand, für den es keine personellen Ressourcen gebe. Eine pauschale Kostenrückerstattung, wie sie das KIZ fordert, lehnt die SGKK ab. (Stefanie Ruep, DER STANDARD, 19.4.2012)