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Erfinder Jörg Weigl 2003 auf dem Hamburger Messegelände mit dem von ihm entwickelten Brennstoffzellen-Dreirad.

Foto: AP/Gambarini

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Grafik: APA

Wien - Der Erfindergeist der Österreicher stößt sich zunehmend an den engen nationalen Grenzen. Im Vorjahr brach die Zahl der Patentanmeldungen beim Patentamt mit Sitz in Wien um neun Prozent auf 3240 ein. Grund: Betriebe lassen ihre Innovationen lieber sofort international schützen. 2011 stiegen die Anmeldungen aus Österreich beim Europäischen Patentamt um sechs Prozent. Zuwächse von fast 18 Prozent erlebte die Weltorganisation für geistiges Eigentum.

Registriert werden Erfindungen vor allem dort, wohin auch stark exportiert wird. Es sind neben Europa primär die USA, Russland, Korea, China, Japan, Brasilien und Kanada, in denen die Österreicher ihre Gebrauchsmuster anmelden. Man wolle sich breiter aufstellen, resümiert Friedrich Rödler, Präsident des heimischen Patentamts.

Mindestens 4300 kostet es, um sein Patent in 35 Ländern Europas zu schützen. 2800 Euro ist die Basis der internationalen Registrierung, der Gesamtpreis hängt von der Zahl der inkludierten Staaten ab. Günstiger soll es durch das geplante und auf drei Sprachen reduzierte EU-Patent werden. Jahrzehnte dauerte es, bis sich die EU auf eine gemeinsame Vorgehensweise einigte. Italien und Spanien legen sich nach wie vor quer, auch bei der Finanzierung und dem Sitz der zukünftigen Zentrale eckt es. Rödler sieht darin aber nur noch vereinzelte Scharmützel, "im Wesentlichen ist es ausverhandelt".

Oberösterreicher an der Spitze

Bei der Zahl der nationalen Anmeldungen bleiben die Oberösterreicher den anderen Bundesländern weit voraus. Die Steirer verwiesen die Wiener im Vorjahr auf Platz drei. Bewegung kam auch in die Unternehmen: Statt AVL List führt nun Siemens das Ranking an. Der Vorarlberger Beschlägehersteller Blum sicherte sich den zweiten Platz. Bei den Universitäten schlug die Wiener die Grazer Technische.

Parallel zu den Erfindungen registrierten die Österreicher mehr als 5000 Marken. Allein bei der Lebensmittelkette Spar waren es 42. Auf 27 kamen die Lotterien. Letztlich mache eine Marke bis zu zwei Drittel eines Unternehmenswerts aus, rechnet Rödler vor.

Sein Patentamt verordnet sich angesichts der sinkenden Anmeldungen eine Strukturreform. Vorschläge dazu sollen bis Jahresende auf dem Tisch liegen. Die Leistungen des Amtes würden ja nicht hinfällig, versichert er. Mehr denn je sei Service gefragt. Ziel sei, Erfindern durch mehr Beratung im Vorfeld Frust bei Registrierungen zu ersparen. Rödler will künftig zudem alle Angelegenheiten rund um geistiges Eigentum, unter anderem auch Urheberrechte, unter seiner Kompetenz bündeln. "Andere Länder leben das bereits vor." Bisher obliegt die Verantwortung drei Ministerien. (vk, DER STANDARD; 20.4.2012)