Wien - Die Austrian Airlines (AUA) wird heute im Aufsichtsrat gegen den Willen der Pilotenvertreter die Übertragung des Flugbetriebs (Teilbetriebsübergang) auf die billiger operierende Regionalflugtochter Tyrolean beschließen. Hintergrund ist, dass die AUA ihre Piloten künftig zum kostensparenderen Kollektivvertrag von Tyrolean fliegen lassen will. Einige Dutzend AUA-Piloten, die das ablehnen, haben schon vorweg beschlossen, mitsamt saftiger Abfindungen der AUA den Rücken zu kehren.

Piloten sind Thema, Flugbegleiter weniger

Sollten zu viele Austrian-Piloten auf einmal gehen, würde die AUA auf Leasing- oder auch auf Lufthansa-Piloten zurückgreifen können, wurde bereits angekündigt.

Bei der "Übertragung des Flugbetriebs" geht es in Wirklichkeit ja um die Übersiedelung der Piloten, heißt es. Die Flugbegleiterinnen würden de facto "mitgenommen"; ihre Bezüge unterscheiden sich innerhalb des AUA-Konzerns aber nicht gravierend. Dass die AUA - mit neuen Gutachten bewaffnet - einen solchen umstrittenen Zwangsumstieg durchzieht, ist übrigens nicht das erste Mal.

1995 wanderte Personal zu Tyrolean

Schon 1995 hatte die AUA einmal einen Teil ihrer Piloten (seinerzeit samt Bodenpersonal) auf die Tiroler Gesellschaft übertragen. Damals wurde die langjährig defizitäre "Austrian Air Services" als Inlandsflugtochter der AUA geschlossen, die Air-Services-Belegschaft wurde an die Tyrolean übertragen, bei der die AUA ein Jahr davor mit knapp 43 Prozent eingestiegen war. Auch gegen diesen Schritt haben damals einige Piloten mehr als 8 Jahre lang prozessiert, allerdings vergebens. Sie verloren.

Im gleichen Jahr (1995) war bei der AUA außerdem ein weiterer Streit eskaliert, der ebenfalls in einer Kollektivvertragskündigung gipfelte. Damals ging es aber um die Boden-Mitarbeiter, da einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschafter dann aber doch.

Klagsflut droht

Im aktuellen KV-Streit ist jetzt nicht davon die Rede, dass Kollektivvertragskündigungen zurückgenommen würden. Auch der Betriebsübergang auf Tyrolean scheint fix. Piloten und Gewerkschaft haben bereits eine Klagsflut gegen einen Zwangsumstieg angekündigt.

Die Lufthansa hat bei der AUA ultimativ Sanierungserfolge verlangt, andernfalls muss die schwer defizitäre österreichische Tochter weiter schrumpfen, dann wohl drastisch.

Einfach die Strecken kassieren, die Flugzeuge umfärben und aus der AUA eine Wiener Filiale machen kann die Lufthansa aber nicht, jedenfalls bisher nicht. Sie braucht eine "österreichische" Gesellschaft. Schon wegen der Verkehrsrechte gegenüber Drittländern - etwa nach Russland, Japan oder auch in die Türkei. Und es soll auch noch einige Zusagen an die Republik Österreich geben, als die die hochverschuldete AUA mit 500 Millionen Euro Morgengabe an die Lufthansa verschenkte. (APA, 19.4.2012)