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Der Milliardär Liang Wengen.

Foto: APA/EPA/Kraufmann

Unter den 72 Delegierten, die in dieser Woche in der zentralchinesischen Provinz Hunan nominiert wurden, um im Oktober auf dem 18. KP-Wahlparteitag in Peking Chinas neue Parteiführung mitzuwählen, fiel Liang Wengen aus dem Rahmen. Das Hunaner Organisationskomitee nahm ihn unter die strammen Kommunisten auf, weil er ein "Parteimitglied aus der vordersten Linie von Produktion und Arbeit" sei. Ein klassisches Understatement. Liangs Name steht noch auf ganz anderen Listen - etwa auf der weltweiten Milliardärsliste von "Forbes".

Dort rückte Chinas reichster Privatunternehmer, Chef der Sany-Gruppe (Sany Heavy Industry Co. Ltd), auf Platz 113 vor. Der sechstgrößte Bauausrüster der Welt beschäftigt in rund 100 Ländern mehr als 60.000 Mitarbeiter. Liang, der 58 Prozent an seinem Konzern besitzt, steht auf der Reichenliste Chinas auf Rang eins. Forbes schätzt das Vermögen des Investors auf 9,3 Mrd. US-Dollar. Der Brite Rupert Hoogewerf, der seit 1999 in Schanghai seine Hurun-Reichenlisten herausgibt, schätzte das Vermögen des 55-jährigen Liang im November 2011 sogar auf mehr als elf Mrd. Dollar. "Wir rechnen seine nicht an der Börse notierten Unternehmen mit."

Ende dieses Jahres, wenn die neuen Milliardärslisten von Forbes und Hurun erscheinen, wird hinter dem Namen Liang in Klammern wohl noch ein anderer Spitzenplatz stehen, der nicht in Geld aufzuwiegen ist. Als Chinas erster Privatunternehmer ist Liang auf dem Sprung ins Zentralkomitee der Kommunistischen Partei.

Sicherer Listenplatz

Die erste Hürde dazu nahm der Selfmade-Unternehmer, der 1989 seinen Aufstieg in Hunan mit einem Geschäft für Schweißwerkzeuge begann und seit 2004 KP-Mitglied ist, in der Provinzhauptstadt Changsha. Die Tageszeitung "21st Century Business Herald" berichtete, dass Liangs Name auf der vorläufigen Liste der Parteitags-Delegierten steht, die Hunan nach Peking schicken will. Obwohl es noch eine Stichwahl gibt, bei der 15 Prozent der 72 Kandidaten herausgewählt werden, gilt Liangs Listenplatz bereits als sicher.

Schon 2007 war er Parteitagsdelegierter beim 17. Parteitag. Anders als damals soll er diesmal aber nicht nur einer der 2270 Delegierten sein, die die 204 Vollmitglieder und 167 Kandidaten des Zentralkomitees neu wählen. Er soll auch für eine Mitgliedschaft im Komitee nominiert werden und könnte mit den anderen ZK-Mitgliedern das 25-köpfige Politbüro und den neunköpfigen Ständigen Ausschuss wählen.

Für die Neubesetzung der Parteiführung im Oktober stehen bisher nur zwei Namen fest. Neuer Parteichef Chinas soll der bisherige Vize-Staatspräsident Xi Jinping werden. Als zweithöchster Parteiführer ist der heutige Vizepremier Li Keqiang vorgesehen. Er gilt zugleich als designierter Nachfolger für Premier Wen Jiabao, wenn es im März 2013 zum Großen Revirement der Regierung kommt.

Seit langem spekulieren Chinas Medien über die politische Karriere Liangs. Sein Aufstieg wäre eine symbolische Geste für die weitere Öffnung der Partei und eine der spektakulären Personalien des Parteitags, sagt Hoogewerf. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, 20.4.2012)