Wien (APA) - "Gelenksrheuma live": Ein Forscherteam der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien am AKH unter der Leitung des Rheumatologen Clemens Scheinecker hat in einer Studie bewiesen, dass man mit Hilfe der sogenannten Zwei-Photonen-Mikroskopie den Entzündungszellen bei Rheumatoider Arthritis im Gelenk zuschauen kann. Und zwar ohne chirurgischen Eingriff und in Echtzeit.
So funktioniert die Sache: Zunächst werden "optische" Schnitte im Gewebe gemacht, die danach im 3D-Modell wieder zusammengesetzt und dann in Filme umgewandelt werden. Im speziellen Fall wurde beobachtet, in welcher Geschwindigkeit und wie weit die Monozyten (im Blut zirkulierende Zellen des Immunsystems) und Granulozyten (bestimmte weiße Blutkörperchen), im Gelenk wandern. Beide spielen bei der chronisch entzündlichen Gelenkerkrankung, der rheumatoiden Arthritis (auch: chronische Polyarthritis), eine große Rolle. Außerdem konnten die Bewegungsmuster der Zellen analysiert werden, nämlich ob diese zielgerichtet oder eher zufällig verliefen.
Screenen von Therapieeffekten
Außerdem wurde in der Studie von Erstautorin Ruth Byrne (Abteilung für Rheumatologie, Innere Medizin III), die jetzt im Fachmagazin PloS ONE erschienen ist, gezeigt, dass man auch Therapieeffekte darstellen kann. "Eine Stunde nach einer Cortison-Injektion war deutlich zu erkennen, dass die Zellbewegungen im Entzündungsgewebe langsamer werden. Cortison bremst darüber hinaus maßgeblich die Zelleinwanderung und damit auch das Entzündungsgeschehen", sagte Scheinecker. "Daher ist das Modell bestens geeignet für ein sehr sensitives Screenen von Therapieeffekten und kann damit helfen, die Wirksamkeit von neuen Therapie-Optionen frühzeitig einzuschätzen", fügte er in einer Aussendung der MedUni Wien hinzu.
Die Wissenschafter erhoffen sich durch die neue Untersuchungstechnik auch weitere Aufschlüsse über Osteoklasten, (mehrkernige, aus monozytären Vorläuferzellen entstehende) Zellen, die für die Zerstörung des Knochens in der rheumatoiden Arthritis verantwortlich sind. Möglicherweise könnte man in der Folge Mechanismen identifizieren, die zum Einwandern der Vorläuferzellen von Osteoklasten und zu deren Ausreifung führen. Das wären mögliche Ansatzpunkte für neue Therapien. (APA, 19.4.2012)