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Für S&P noch nicht in Sicht: Das Triple-A

Foto: EPA/Berg

Wien - Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat Hoffnungen gedämpft, dass Österreich bald wieder die Top-Bonitätsnote Triple-A erhalten könnte. "Es gibt keinen Zeithorizont und Ratingentscheidungen sind schwer vorhersehbar", sagte der für Österreich zuständige S&P-Analyst Alois Strasser. Diese Woche hatte die Agentur Fitch das österreichische AAA-Rating bestätigt. Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) hatte daraufhin mit Auswirkungen auf das S&P-Rating gerechnet.

Europäische Faktoren

Österreich habe das Triple-A vor allem wegen "europäischer Faktoren" und nicht wegen dem Bankenexposure der heimischen Kreditinstitute in Osteuropa verloren, erklärte der aus Oberösterreich stammende Analyst. Es gebe in der Eurozone "sehr wohl Fortschritte, aber auch Risiken. Es ist eine Illusion zu glauben, dass die Krise jetzt vorbei ist". Die Eurozonenstaaten sollten seiner Ansicht nach ihre Wachstumspolitik forcieren. "Der Fokus auf Konsolidierung ist allein nicht ausreichend. Es braucht auch ein Wachstumselement", betonte der S&P-Analyst. Die Abhängigkeiten voneinander in der Eurozone seien viel größer geworden. Die Bereitstellung von Liquidität (1.000 Mrd. Euro) durch die EZB für die europäischen Banken im Rahmen der langfristigen Refinanzierungsoperation (LTRO) hätte zu einer Stabilisierung geführt. Diese Maßnahmen waren auch "positiv für die Ratings".

Handlungsbedarf bei den Banken

Bei den heimischen Banken sieht S&P Handlungsbedarf: Die österreichischen Banken seien schwach mit Eigenkapital ausgestattet und damit im internationalen Vergleich am unteren Ende. "Es gibt einige Banken, die in den nächsten Jahren möglicherweise noch Eigenkapital brauchen", betonte Strasser. Die großen heimischen Banken seien "relativ gut" aufgestellt. "Die Krise in Osteuropa ist noch nicht vom Tisch und es könnte noch zu gewissen Ausfällen für die österreichischen Banken kommen", erklärte er.

Die Sparmaßnahmen der österreichischen Bundesregierung werden von der Ratingagentur durchaus positiv bewertet. "Die Konsolidierungsbemühungen gehen in die richtige Richtung". Man werde sich die Umsetzung aber sehr genau ansehen. Eine in der Verfassung verankerte Schuldenbremse hätte "durchaus Charme", sei aber von S&P nie gefordert worden, betonte Strasser. Vor allem in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Pensionen gebe es wegen dem demografischen Wandel noch Reformbedarf. Die Aufgabenverteilung zwischen Bund und Ländern sollte klarer verteilt werden, auch wenn die Verhandlungen zwei bis vier Jahre dauern könnten, meinte der Analyst.

Gutes Zeugnis für den Standort

Dem heimische Wirtschaftsstandort wird von der Ratingagentur durchaus ein gutes Zeugnis ausgestellt. Die österreichische Wirtschaft sei "sehr kompetitiv", unter anderem wegen der moderaten Lohnstückkostenentwicklung, so der S&P-Analyst.

Die US-Ratingagentur S&P hatte die Bonität Österreichs und Frankreichs am 13. Jänner auf AA+ gesenkt. Auch sieben weitere Euro-Staaten wurden damals herabgestuft - Italien, Spanien, Portugal und Zypern sogar gleich um zwei Stufen. Neben Deutschland behielten Niederlande, Luxemburg und Finnland die Top-Bonität AAA.

Die Herabstufung führte aber nicht zu dem befürchteten Anstieg der Zinsen für österreichische Staatsanleihen. Im Gegenteil: Trotz Verlust des Triple A bei S&P zahlte Österreich jüngst bei einer Auktion die niedrigsten jemals verzeichneten Zinsen. Moody's wiederum hatte Österreich Mitte Februar seine Bestnote AAA belassen, dabei aber den Ausblick auf "Negativ" gesetzt. Diese Woche bestätigte die Agentur Fitch das Triple-A-Rating und beließ den Ausblick auf stabil. (APA, 19.4.2012)