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Hosen waren nicht immer selbstverständlich für Frauen.

Foto: apa/Sven Hoppe

Paris - Frankreichs Frauen sollen künftig auch ohne Erlaubnis der Polizei Hosen tragen dürfen. Mit dieser Forderung mussten sich die BewerberInnen für die Präsidentenwahl am kommenden Sonntag auseinandersetzen. Der Frauenrechtsverein "Ni Pute Ni Soumises" ("Weder Hure noch Unterdrückte") forderte von ihnen Unterstützung für die Abschaffung der mehr als 200 Jahre alten Verordnung.

Wie der Verein am Donnerstag in Paris bekanntgab, wollen fünf der zehn KandidatInnen den Antrag unterstützen. Er sieht auch andere Maßnahmen vor wie die Vergabe kostenloser Verhütungsmittel an Minderjährige.

Hosen bitte anmelden

Laut der Verordnung aus dem Jahr 1800 müssen Frauen das Tragen einer Hose bei der Polizeipräfektur anmelden. Die Regelung wurde nie abgeschafft. 1892 und 1909 wurde sie 'aktualisiert': Frauen dürfen sich seitdem in Hosen kleiden, wenn sie einen Fahrradlenker oder Reitzügel in der Hand halten.

Im Senat wurde mehrfach die Abschaffung der Regelung beantragt - zuletzt am 14. Juni 2011. Doch der Punkt schaffte es nicht auf die Tagesordnung. Es gebe wahrscheinlich dringendere Texte, sagte eine Senatssprecherin. Bestraft wird das Tragen einer Hose in Frankreich schon lange nicht mehr. "Heute gilt das Tragen eines kurzen Rockes als Zeichen der Emanzipation", bemerkte die Präsidentin von "Ni Pute Ni Soumises", Asma Guenifi, in einem Interview des Nachrichtensenders i-Tele.

"Anständige Mädchen der Siedlung"

Der Frauenrechtsverein "Ni Pute Ni Soumises" kämpft seit 2003 gegen Gewalt und Unterdrückung von Frauen in den Banlieues. Im Oktober 2002 wurde eine 17-jährige Frau von einem Gleichaltrigen mit Benzin übergossen und verbrannt. Der Grund der Tat: Sohane habe sich nicht den "Normen des Viertels" unterwerfen wollen. In den Augen des Täters gehörte sie nicht zu den "anständigen Mädchen der Siedlung", sondern zu den "putes", den Huren. Der grausame Tod Sohanes war der Auslöser für die Bewegung, die die Unterdrückung der Mädchen anprangert. (red, APA, 19.4.2012)