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Die EU und die USA sind die zwei weltgrößten Märkte für Bio-Lebensmittel. Manche Experten gehen davon aus, dass das Übereinkommen eher dem Handel mit Bio-Spezialprodukten nutzen wird.

Foto: AP/Cone

Das Bio-Siegel der EU.

Das heimische Bio-Siegel des Landwirtschaftsministeriums wird von der AMA (Agrarmarkt Austria) verwaltet.

So schaut der US-Bio-Stempel aus.

Was bei uns die Bio-Lebensmittel sind, ist in den USA das Organic Food. Die Standards unterscheiden sich, wenn auch nicht dramatisch. Trotzdem sollen die beiden Bezeichnungen künftig als gleichwertig anerkannt werden. Die EU und die Vereinigten Staaten unterzeichneten im Februar eine entsprechende Übereinkunft. Die Vereinbarung gilt ab dem 1. Juni.

In den USA gibt es genauso wie in Europa ein Bio-Siegel, das vor Jahren vom Landwirtschaftsministerium eingeführt wurde. Genauso wie in unseren Breiten gibt es aber auch dort neben dem offiziellen Bio-Siegel noch weitere "Stempel", die von unabhängigen Verbänden vergeben werden. Ihre Regeln sind teilweise strenger.

Als das US-Landwirtschaftsministerium das Siegel eingeführt hat, wollten auch die großen Produzenten darauf nicht verzichten. Für viele Kleinere Grund genug, fortan darauf zu verzichten. Kleinere Biobauern wollen oder können aber auch oft die Kosten für das "Organic"-Siegel gar nicht aufbringen.

Organic-Label

Die gegenseitige Anerkennung der Standards zwischen der EU und den USA umfasst nur das "Organic"-Label des US-Landwirtschaftsministeriums. Es setzt voraus, dass die landwirtschaftlichen Praktiken, mit denen das jeweilige Produkt hergestellt wurde, im Einklang mit dem Ökosystem stehen. Das muss für mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe des Produktes gelten. Pestizide und Chemikalien dürfen für den Anbau nicht genutzt werden. Auch Gentechnik ist nicht erlaubt.

Bei Tierprodukten darf also theoretisch kein gentechnisch verändertes Futter zum Einsatz kommen. Ein Restrisiko bleibt allerdings: Weil in den USA fast 90 Prozent des Soja-, Mais-, Raps- und Zuckerrübenanbaus aus gentechnisch verändertem Saatgut gezogen werden, beklagen Biobauern, dass ihre Felder durch Windverwehungen kontaminiert werden. Bei Stichproben wurde festgestellt, dass rund sechs Prozent des offiziellen Bio-Maises durch Gen-Mais verunreinigt sind.

Weniger Bürokratie

Wollten EU-Landwirte bisher ihre Bio-Produkte nicht nur in der Europäischen Union, sondern auch in den USA verkaufen, mussten sie ihre Waren auf beiden Seiten des Atlantiks zertifizieren lassen, um die jeweiligen Bio-Siegel zu erhalten. Das fällt in Hinkunft weg. Die Übereinkunft bedeute für die Landwirte neben weniger Bürokratie damit auch weniger Kosten, bestätigt Doris Hofer von Bio Austria, der Interessenvertretung der heimischen Biobauern: "Für unsere Landwirte wird es einfacher."

Im Großen und Ganzen seien die Organic-Standards der USA ziemlich identisch mit den Bio-Standards der EU, sagt Karl Plsek, Experte im Gesundheitsministerium, auf derStandard.at-Anfrage. Es gibt allerdings zwei Ausnahmen. Nicht einigen konnten die USA und Europa sich beim Antibiotika-Einsatz. Während es die EU-Standards erlauben, eine kranke Bio-Kuh mit Antibiotika zu behandeln und nach ihrer Gesundung wieder in die Bio-Herde aufzunehmen, geht das in den USA nicht. Dafür darf man dort beim Anbau von Äpfeln und Birnen Antibiotika im Kampf gegen den Feuerbrand verwenden. Das darf man umgekehrt in der EU nicht. Wer also Äpfel in Europa verkaufen will, muss zusätzlich nachweisen, dass keine Antibiotika verwendet wurden.

Mehr Auswahl in den Supermärkten

Für die Konsumenten werde sich durch die Übereinkunft die Auswahl in den Supermärkten erhöhen, meinte die stellvertretende US-Landwirtschaftsministerin Kathleen Merrigan anlässlich der Branchenmesse "BioFach" in Nürnberg: "Wir hoffen, dass die Verbraucher profitieren." EU-Kommissar Dacian Ciolos sieht indes teilweise die Preise für importierte Bio-Lebensmittel sinken, weil sich mit dem Wegfall bürokratischer Hürden auch die Kosten für die Unternehmen verringerten. (Regina Bruckner, derStandard.at, 23.4.2012)