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Freitagsgebet auf dem Tahrir-Platz, 20.4.2012

Foto: ap/dapd/Nasser Nasser

Kairo - Hunderttausende Demonstranten strömten am Freitagnachmittag aus allen Himmelsrichtungen auf den Tahrir-Platz im Zentrum Kairos, um gegen den herrschenden Militärrat zu protestieren. Anders als eine Woche zuvor beteiligten sich nicht nur Islamisten, sondern auch säkulare Gruppen an den Demonstrationen. Die politischen Forderungen konzentrierten sich auf den Abtritt des Militärs, aber die massive islamistische Präsenz schlug sich laut Augenzeugenberichten auch in den entsprechenden Parolen nieder: Vereinzelt wurde ein islamischer Staat gefordert, was wiederum anderen politischen Gruppen zugehörende Demonstranten aufbrachte.

"Koran ist die Verfassung"

Während Islamisten "Der Koran ist unsere Verfassung" riefen, forderten andere den Rückzug des Militärs vom Verfassungsgebenden Prozess. Der Imam der Omar- Makram-Moschee, Sheikh Mazhar Shahin, der mittlerweile so etwas wie der Prediger des (islamischen Sektors des) Tahrir-Platzes geworden ist, forderte alle Ägypter auf, sich auf die Formel zu einigen, dass unter einer Militärherrschaft keine Verfassung geschrieben werden kann.

Dazu gehört auch die pünktliche Abhaltung der Präsidentschaftswahlen, die am 23. Mai beginnen sollen, auch sie wurde von den Demonstranten verlangt. Eine Äußerung von Feldmarschall Hussein Tantawi, der jüngst gemeint hatte, die neue Verfassung solle stehen, bevor ein neuer Präsident das Amt antrete, hatte zu Spekulationen über die Absichten des Militärrats geführt. (guha/DER STANDARD, 21./22.4.2012)