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Demonstrationszug in Karanah nördlich von Manama am Freitag.

Foto: EPA/MAZEN MAHDI

Manama  - Unmittelbar vor dem Formel-1-Rennen in Bahrain ist es zu schweren Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und der Polizei gekommen. Der Opposition zufolge kam ein Demonstrant ums Leben. Die Sicherheitskräfte setzten am Samstag Tränengas ein, vermummte Demonstranten warfen Brandsätze auf die Polizei. Etwa 7.000 Gegner der Herrscherfamilie hatten zuvor demokratische Reformen in dem Inselstaat im Persischen Golf gefordert. Sie werfen zudem den Formel-1-Organisationen vor, das Königshaus aufzuwerten, das seine Gegner unterdrücke. Das Training für das Rennen am Sonntag fand dennoch statt.

Die Demonstranten sprachen am Samstag von zahlreichen Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften in mehreren Bezirken. Die Polizei habe dabei auch Gummigeschoße eingesetzt, sagte Mohammed al-Maskati von der Jugendbewegung für Menschenrechte in Bahrain. Schon in der Nacht auf Samstag war die Polizei den Angaben zufolge mit Tränengas gegen Demonstranten vorgegangen. Nach Angaben der Opposition war danach ein Aktivist tot aufgefunden worden. Bei ihm handelt es sich den Angaben zufolge um Salah Abbas Habib, der zu Demonstranten gehörte, die sich am späten Freitagabend in einem Dorf nahe der Hauptstadt eine Auseinandersetzung mit Polizisten geliefert hatten. Der Mann sei am Samstag tot auf einem Hausdach gefunden worden. Ein Vertreter der Regierung wollte sich dazu nicht äußern.

"Tages des Zorns"

Entlang der Zufahrtstraße zur Formel-1-Rennstrecke postierten Sicherheitskräfte Dutzende gepanzerte Fahrzeuge. An der Straße sei auch Stacheldraht aufgezogen worden, sagten Aktivisten der Opposition.

Die schiitische Opposition, die sich vom sunnitischen Königshaus unterdrückt fühlt, hatte "Tage des Zorns" rund um das Rennen angekündigt. Sie will damit ihrer Forderung nach demokratischen Reformen vor internationaler Kulisse Nachdruck zu verleihen. Im Vorfeld hatte es viel Kritik an der Ausrichtung der Formel-1-Veranstaltung in Bahrain gegeben. Dem Königreich wird vorgeworfen, mit dem Grand Prix sein international angekratztes Ansehen verbessern zu wollen.

2011 war der Grand Prix wegen der blutigen Niederschlagung der Revolte gegen den König mit Hilfe von Truppen verbündeter Nachbarstaaten, darunter auch Saudi-Arabien, abgesagt worden. Auch wenn die Protestbewegung damals empfindlich getroffen wurde, so ist sei dennoch nicht erstickt. Das Land befindet sich nach wie vor in Aufruhr, nahezu täglich kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Jugendlichen.

95 Festnahmen

Nach Angaben von Aktivisten sind allein in den vergangenen Tagen vor dem Formel-1-Rennen 95 Menschen nach Protesten festgenommen worden. Die Sicherheitsvorkehrungen in dem Land mit rund 1,3 Millionen Einwohnern sind enorm verschärft worden. Während Sportjournalisten zur Berichterstattung ins Land durften, wurde anderen Reportern die Einreise verweigert. Die Kosten des Rennens werden auf 40 Millionen Dollar (30,3 Mio. Euro) geschätzt. Vor zwei Jahren kamen 100.000 Zuschauer, der Umsatz im Zusammenhang mit dem Rennen erreichte eine halbe Milliarde Dollar.

Grand-Prix soll stattfinden

Heuer sollen die Formel-1-Piloten auf jeden Fall fahren. "Eine Absage des Rennens würde nur Extremisten stärken", hatte Kronprinz Salman am Freitag gesagt. Das Rennen sei ein wirtschaftlich und gesellschaftlich wichtiges Ereignis für Bahrain. Auch Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hatte sich kühl gezeigt. "Das hat nichts mit uns zu tun", sagte er. "Wir haben eine Vereinbarung hier zu sein, und wir sind hier." Er selbst könne im Übrigen das Rennen gar nicht absagen, selbst wenn er wollte. Die nationale Sportbehörde des Landes müsse darüber entscheiden.

Unruhiger sind manche Rennställe. Am Freitagnachmittag hatte das Team Force India seine Fahrer, den Deutschen Nico Hülkenberg und den Briten Paul Di Resta, nicht mehr am Training teilnehmen lassen. So sollte sichergestellt werden, dass das Team vor Einbruch der Dunkelheit im Hotel sein konnte. Zwei Mitarbeiter waren am Donnerstag abgereist, nachdem sie Zeugen eines Brandbombenanschlags wurden. Ähnliches erlebten auch Mechaniker des Rennstalls Sauber.

Bahrain wird von der sunnitischen Al-Khalifa-Familie regiert. Die Bevölkerung ist dagegen mehrheitlich schiitisch. In Bahrain ist die 5. Flotte der USA stationiert, die vor allem für die wichtigen Seewege am Golf zuständig ist. Die US-Regierung sieht die Herrscherfamilie daher einen wichtigen Verbündeten. Die Opposition fordert die Umwandlung Bahrains in eine parlamentarische Demokratie. Bei den Freitagsgebeten warf der führende schiitische Kleriker Scheich Isa Kassim der Regierung vor, den Willen des Volkes und ihre Forderungen zu ignorieren. (APA, 21.4.2012)