Hannover - Christian Streich sprang an der Seitenlinie herum wie Rumpelstilzchen. Als dann endlich der erlösende Pfiff ertönte, fiel der Trainer des SC Freiburg seinem Assistenten in die Arme und wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Mission erfüllt: Der SCF bleibt erstklassig - auch dank seines unkonventionellen Trainers.

Auch der Freiburger Sportdirektor Dirk Dufner lobte den Metzgersohn Streich nach dem 0:0 bei Hannover 96 in den höchsten Tönen. "Das ist eine überragende Leistung, vor allem dank Christian", sagte Dufner, während die Spieler die Nichtabstiegsshirts mit dem Aufdruck "Zusammenhalter" überstreiften. "Er ist mit Abstand der wichtigste Mosaikstein, das weiß jeder in Freiburg. Das ist ein Traum, eine Topleistung gegen alle Widrigkeiten."

Mit einer besonders taktisch klugen Leistung fuhr Freiburg vor 48.000 Zusehern in Hannover den fehlenden Punkt ein. Die Hausherren, bei denen Emanuel Pogatetz durchspielte und zwei gute Kopfballmöglichkeiten zur Führung vergab, ließ damit die Chance aus, im Kampf um die Europa-League-Qualifikation den Vorsprung auf den Nordrivalen Werder Bremen vorentscheidend auf fünf Punkte auszubauen. 96 überstand aber immerhin auch das 17. Heimspiel in Folge ungeschlagen. Die Freiburger sind nun neun Begegnungen nacheinander ohne Niederlage, warten aber immer noch auf den ersten Dreier in Hannover.

Am Sonntag wird nicht gefeiert

Das zweite Wunder ist noch nicht ganz vollbracht. Der FC Augsburg hat aber mit dem 1:1-Heimremis gegen favorisierte Schalker wieder einen wichtigen Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht. Vier Punkte liegt der Aufsteiger aus dem Schwabenland zwei Spieltage vor Saisonende vor dem Relegationsplatz. Dennoch haderte Torschütze Sebastian Langkamp (6.) mit dem Ergebnis. "Bis auf die Torausbeute war es ein sehr gutes Spiel von uns", sagte er, "aber wir haben halt einmal gepennt." Am Sonntag, witzelte er, könne man "ja eh nicht gut feiern". Augsburg kann nun in Gladbach und zu Hause gegen Hamburg alles klar machen. Für die Schalker, bei denen Christian Fuchs gesperrt war, traf in der 38. Minute Klaas-Jan Huntelaar zum Ausgleich.

Die Knappen selbst fuhren nach zuletzt zwei Niederlagen ein wichtiger Zähler im Kampf um die direkte Qualifikation zur Champions League ein. Aber: "Das ist ein Rückschlag für uns. Wir wollten hier gewinnen", sagte Mittelfeldspieler Jermaine Jones: "Jetzt müssen wir zu Hause gegen Berlin noch eine Schippe drauflegen. Wir sind ja nicht die ersten, die sich in Augsburg schwer getan haben." Trainer Huub Stevens war einigermaßen verärgert, weil "wir Sachen, die wir besprochen haben, nicht ausführen".

Huntelaar muss aufholen

Für den Torschützen der Schalker gab es nach dem Spiel noch eine unangenehme Überraschung. Der Holländer wurde nach dem Spiel nämlich von der eigenen Mannschaft vergessen. Das meldete das Fachblatt RevierSport. Als der Mannschaftsbus der Gelsenkirchener um 18.15 Uhr die Arena mit dem Ziel Flughafen München verließ, stand der Niederländer noch in den Katakomben. Erst 10 Minuten nach der Abfahrt der Teamkollegen konnte Huntelaar in einem Polizeiwagen auf die Reise geschickt werden, der den Mannschaftsbus auf der Autobahn einholte.(sid/red, 22.4.2012)