St. Pölten - Muskelaufbau, Körperhaltung und die Sensomotorik lassen sich gleichzeitig in einem einzigen Fitnessprogramm trainieren. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie der Fachhochschule St. Pölten. In dieser wurde klassisches Langhanteltraining mit der Verwendung spezieller Sportschuhe kombiniert. Aufgrund einer instabilen Sohlenkonstruktion forderten diese Schuhe das Balancevermögen der Trainierenden - und bewirkten so im Zusammenhang mit der Langhantel mehrere positive Effekte, heißt es in einer Aussendung der FH. Der Trainingsansatz zeige neue Möglichkeiten sowohl für den Präventiv- und Freizeitsport als auch für den Leistungssport auf, meinen die Forscher.

Die handelsüblichen Spezialschuhe wirken mit Sohlen, die etwa durch Abrundung einen leicht instabilen Stand vermitteln. Die ungewöhnliche Kombination von Kraft- und Balanceakt führt zu einer deutlich verbesserten Kraft- und Haltungskontrolle. Das belegte zumindest die Studie, an der zwölf Probanden teilnahmen.

Förderung der Balance

"Sportschuhe mit instabilen Sohlenkonstruktionen werden für Gang- und Haltungsschulungen erfolgreich eingesetzt. Bis dato wurden sie jedoch nur selten als professionelles Trainingsgerät genützt", erklärt Brian Horsak, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Studiengangs für Physiotherapie an der FH St. Pölten. Wie sich instabile Sohlenkonstruktionen im Krafttraining mit der Langhantel nutzen lassen, untersuchten nun die Studierenden Johannes Bruckner und Manon Hochhauser. Für ihre Bachelorarbeit am Studiengang Physiotherapie entwickelten sie ein Konzept für Kraftausdauertraining unter Nutzung von Masai Barfuß Technologie (MBT)-Schuhen. Diese zeichnen sich durch eine Sohlenkonstruktion aus, die die Tragenden leicht instabil stehen lässt und so ihre Balancefähigkeit fördert.

Reizendes Training

Im Rahmen der Studie wurden drei unterschiedliche Kniebeugeübungen mit Langhantel vorgesehen. Umgesetzt wurde es dann von zwölf ProbandInnen. Diese führten die drei Übungen jeweils in MBT-Schuhen - und als Vergleich - in handelsüblichen Sportschuhen durch. Dabei wurde die Muskelaktivität mittels Elektromyographie gemessen. Gleichzeitig wurden auf einer Messplattform die Schwankungen des Körperschwerpunkts erhoben.

"Beide Messmethoden zeigten, wie stark der Bewegungsapparat bei der Durchführung dieser Übungen mit instabilen Sohlen gefordert wurde. Nicht nur musste die Muskulatur auf das Anheben des Gewichts reagieren, sondern gleichzeitig den Schwankungen des Körperschwerpunkts entgegensteuern. Eine doppelte Anforderung - ein doppelter Trainingseffekt. Insbesondere für die Wadenmuskeln", erklärt Horsak. Der stärkere Trainingsreiz durch die Instabilität könnte so zu einem stärkeren Muskelaufbau in der unteren Körperhälfte führen. Aber auch das Reflexverhalten bei Sturz- und Verletzungsrisiko lässt sich so verbessern. Damit zeigte die Studie einen klaren Trainingseffekt sowohl in Bezug auf den Muskelaufbau als auch auf die Balancefähigkeit. Eine Bestätigung der Ergebnisse könnte dank einer noch größeren Anzahl an Probanden erfolgen. Das Projekt wird von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG im Rahmen des Innovationsschecks gefördert. (red, derStandard.at, 23.4.2012)