Graz - Vorhofflimmern ist der häufigste Risikofaktor für einen Schlaganfall, weil durch diese Herzrhythmusstörung Blutgerinnsel aus dem Vorhofherzohr in die Hirnarterie gelangen können. Die Einnahme von Blutverdünnungsmitteln ist hier die Standardtherapie. Um Patienten, die diese Medikation nicht vertragen, zu schützen, greifen Mediziner am Grazer LKH-Universitätsklinikum auf ein neuartiges Verschlusssystem für das sogenannte Herzohr zurück.

Österreichweit leiden rund 150.000 Menschen an Vorhofflimmern - einer Herzrhythmusstörung, bei der durch unregelmäßige elektrische Erregung in den Herzvorhöfen der Blutfluss im Herzen verlangsamt wird oder teilweise zum Erliegen kommt, wodurch das Risiko für Blutgerinnsel steigt. Diese werden vor allem im sogenannten Herzohr, einer sackartigen Ausstülpung des linken Herzvorhofes gebildet. Werden sie aus dem Herzen in die arterielle Blutbahn geschwemmt können sie Gefäßverschlüsse verursachen. Gelangen sie in eine Hirnarterie, entsteht ein Schlaganfall.

Blutverdünnungsmittel als Goldstandard

"Blutverdünnungsmittel sind der Goldstandard für Patienten mit Vorhofflimmern. Vertragen sie diese aber nicht, weil sie beispielsweise zu Hirnblutungen neigen, kann diese Therapie nicht durchgeführt werden. Dieser speziellen Patientengruppe können wir jetzt eine herzkatheterbasiertes Verfahren anbieten, dass die Gefahr des Schlaganfalls dennoch deutlich reduzieren kann" schilderte Burkert Pieske von der Klinischen Abteilung für Kardiologie.

Dabei wird das Herzohr, das laut Pieske "ein Rudiment aus unserer evolutionären Entwicklung ist und keine bekannten Funktionen hat", mit einem kleinen Implantat einfach zugestoppelt. Österreichweit wurde der Eingriff dieser Tage erstmals an der Uniklinik Graz durchgeführt. International blickt man auf rund vier Jahre Erfahrung zurück.

Das Implantat, ein zusammengefaltetes kleines Metallschirmchen, wird über eine Punktion in der Leistenarterie bis zur Mündung des linken Herzohres vorgeschoben, wo es sich öffnet und die etwa fingerkuppengroßen Teil des Herzens vom restlichen Herzen isoliert. Der Eingriff erfordert einen kurzen stationären Aufenthalt, erfolgt ohne Narkose und dauert ein bis zwei Stunden. Laut Pieske gebe es bundesweit jährlich "mehrere Dutzend Patienten", denen der Eingriff Schutz bieten könnte. "Hundertprozentigen Schutz vor einem Schlaganfall bietet auch dieses System nicht, wohl aber den bestmöglichen in dieser Situation", so der Grazer Kardiologe. (APA, 24.4.2012)