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Sie kämpfen für den Bachelor in Internationaler Entwicklung - Audimax-Besetzung inklusive.

Foto: AP/Punz

Wien - Im kurzzeitig besetzten Audimax war ein Wort nicht zu übersehen: "W-IE-derstand". Der Begriff drückt die Wut der Studierenden aus, die sich gegen die geplante Abschaffung des Bachelors der Internationalen Entwicklung (IE) richtet. Stattdessen soll ein Masterstudiengang garantiert werden. Studierende wie Lehrende fordern aber die Ausfinanzierung eines Bachelor-Master-Systems.

"Es ist offensichtlich eine Ressourcenfrage", beschreibt Wolfram Schaffar die zentrale Begründung des Rektorats. Schaffar ist einer von vier Professoren an der IE - ihnen gegenüber stehen ungefähr 2000 Bachelor-Studierende und noch 1000 Studierende im auslaufenden Diplomstudium. Für das Rektorat der Uni Wien liegt hier das Problem - ein schlechtes Betreuungsverhältnis und unzureichende Mittel für ein solches Massenstudium.

"Niemand hat mit einer so hohen Beliebtheit gerechnet - auch nicht das Wissenschaftsministerium, das den Studienversuch sonst wohl nicht zugelassen hätte", erklärt Studienprogrammleiterin Margarete Grandner.

Die Gründung der IE vor zehn Jahren geht vor allem auf das Engagement von Studierenden und Lehrenden zurück, die bis dahin eine Auseinandersetzung mit globalen Machtverhältnissen auf der Uni vermisst hatten. Mit der Etablierung des Studiums nahm die Uni Wien eine Vorreiterrolle ein - eine ähnliche Forschungsplattform gibt es in Mitteleuropa kein zweites Mal. Zunächst als individuelles Diplomstudium, seit dem Wintersemester 2009 dann in der Bologna-Architektur, steht das Studium für Inter- und Transdisziplinarität: Theorien und Ansätze sozialer, politischer, historischer, kultureller und wirtschaftlicher Umbrüche und Ungleichheiten werden behandelt. Genau diese transdisziplinäre Herangehensweise bildet nun einen weiteren Kritikpunkt. Der Bachelor soll künftig dazu dienen, sich Wissen in nur einer Disziplin anzueignen, argumentiert das Rektorat.

"Die Kommunikation aus dem Rektorat ist äußerst schwankend", kritisiert Grandner. Sie vermutet ein tieferes Problem: "Es gibt zweifellos politische Gründe, die verschwiegen werden. IE ist ein gesellschaftskritisches Studium mit transdisziplinärem Zugang, der auf der Uni umstritten ist." (Lara Hagen/Kristina Nedeljkovic, DER STANDARD, 24.4.2012)