Keine schönen Kritiken hat Michael Spindelegger zu "ein Jahr ÖVP-Chef" bekommen, und die Volkspartei insgesamt steht ja nicht gut da. Man soll aber nicht sagen, dass nicht einzelne Mittelbau-Funktionäre Ideen haben, wie man der ÖVP wieder den Rang einer modernen, konzeptstarken Wirtschaftspartei verschaffen könnte.

Zuletzt war es die designierte ÖAAB-Chefin Gabriele Tamandl, die dem "Krankfeiern" den Kampf ansagen will: Wenn Unternehmen beweisen können, dass bestimmte Beschäftigte sich nachweislich mehrmals an Montagen, Freitagen oder sogenannten "Fenstertagen" zur Verlängerung der Wochenenden krankmelden, sollten Arbeitgeber von der Sozialversicherung sofortige Kontrollen der Betroffenen verlangen können.

Vor kurzem hatte Peter Haubner, Generalsekretär des Wirtschaftsbundes eine ähnliche Idee: Am jeweils ersten Krankenstandstag soll kein Lohn mehr bezahlt werden, damit die Tachnierer abgeschreckt werden. Tamandl ist da übrigens dagegen, weil das zu pauschal sei. Sie will dem konkreten Arbeitsverweigerer und Fenstertag-Nutzer auf die Spur kommen.

Der Wettstreit in der ÖVP geht also darum, ob man mehr oder weniger nachspionieren soll. Tachinierertum gibt es sicher, aber von einer modernen Partei erwartet man sich eher ein Konzept für eine Welt, in der die traditionelle Arbeit ausgeht, statt kleinkarierter Kontrollsucht. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 24.4.2012)