Wien - Wiens Messe für zeitgenössische Kunst, die Viennafair, erhält ein internationales Leitungsteam: Die in Kasachstan geborene Christina Steinbrecher und die Litauerin Vita Zaman werden auf die kürzlich zurückgetretenen bisherigen künstlerischen Leiter Georg Schöllhammer und Hedwig Saxenhuber folgen. Das wurde am Dienstag auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben.
Eine dritte Persönlichkeit mit "jahrelanger kuratorischer Erfahrung in Ost- und Südosteuropa und einer ausgezeichneten Anbindung an die Wiener Galerien- und Museumsszene" könne "aus rechtlichen Gründen" erst in der kommenden Woche bekanntgegeben werden, hieß es. Die Viennafair 2012 findet von 20. bis 23. September statt.
Umsatz von Galerien sicherstellen
Man werde als Team arbeiten, betonte der russische Investor Sergey Skaterschikov, der Hauptgesellschafter der "VF Betreibergesellschaft mbh", die im Jänner als neuer Veranstalter der Kunstmesse vorgestellt wurde. "Wir müssen sicherstellen, dass die Galerien bei der Messe Umsatz machen." Die Trennungsgründe von den bisherigen Leitern Georg Schöllhammer und Hedwig Saxenhuber kommentierte Skaterschikov nur knapp: "Es gab keinen Konflikt. Es war nichts Dramatisches. Es hat nur nicht geklappt. Wir glauben, mit der neuen Leitung wird es optimal funktionieren."
Die 1983 geborene Kuratorin Christina Steinbrecher, von ihrer Herkunft her halb Russin und halb Deutsche, sagte, sie kenne die Viennafair als Besucherin sehr gut. Sie hoffe, mehr junges und internationales Publikum zur Wiener Kunstmesse bringen zu können. "Eines unserer Ziele ist es, die Stadt enger in die Messe einzubinden." Steinbrecher absolvierte ein Kunststudium in Manchester, leitete in Moskau Kunstgalerien sowie seit 2009 die Art Moscow und seit 2011 das Moscow House of Artists. Als Kuratorin arbeitete sie u.a. an der Ausstellung "Unconditional Love" im Rahmen der 53. Kunstbiennale Venedig und an der 3. Moscow Biennale mit.
Vita Zaman, 1976 geborene Litauerin, die am Royal College of Art in London studierte und zuletzt 2009-11 Direktorin des Chelsea Space der New Yorker Pace Gallery war, zeigte sich "begeistert und geehrt" Teil des neuen Leitungsteams zu sein. Sie möchte die "Viennafair The New Contemporary", die auch ein neues "key visual" von Gerwald Rockenschaub erhält, dynamischer machen und den Osteuropa-Schwerpunkt stärken.
Geheimnisvoller Dritter
Um den Dritten im "ausgewogenen Team" der künstlerischen Leitung wurde noch ein Geheimnis gemacht. Da er derzeit noch anderswo unter Vertrag sei und diese Dinge regeln müsse, könne man im Moment nichts zu seiner Person sagen, meinte Skaterschikov. "Es ist niemand, der derzeit einen vertragslosen Zustand hat", beantwortete Edelbert Köb, Vertreter der österreichischen Minderheitsgesellschafter, Nachfragen von Journalisten, ob es sich dabei eventuell um den kürzlich zurückgetretenen Kunsthallen-Leiter Gerald Matt handeln könne. "Wir wollen es entwienern", so Köb.
Der frühere Direktor des Museums Moderner Kunst wird auch eine internationale Ankaufsjury zusammenstellen, die für den von Skaterschikov gegründeten Kunstfonds "Art Vectors Investment Partnership" in den nächsten fünf Jahren Kunstwerke im Wert von jeweils mindestens einer Million Euro (Köb: "Vielleicht 50 Prozent des Umsatzes der letzten Jahre") auf der Messe erwerben soll. Beim Aufbau der fondseigenen Kunstsammlung stehe zwar das Investment im Vordergrund, "es geht aber auch um ein kulturelles und künstlerisches Engagement". Als erste Jurymitglieder kündigte Köb den Moskauer Museumsdirektor Joseph Backstein und die deutsche Sammlerin Ingvild Goetz an, auch ein Experte aus Istanbul werde sicher dazustoßen.
International Art Industry Forum
Ein neues "International Art Industry Forum" soll im Rahmen der Messe am 19. und 20. September zum Informationsaustausch an der Schnittstelle von Kunst und Wirtschaft dienen. "Es gibt längst nicht mehr nur Galerien, Museen und Sammler", sagte Andras Szanto, der das neue Forum auf die Beine stellen soll. "Es gibt eine riesige Industrie, die sich rundherum entwickelt." So sollen auch Kunstberater, Vertreter von Investmentfonds und Stiftungen, Kunstversicherungen, Beratungsunternehmen und Auktionshäusern zum Informationsaustausch nach Wien kommen.
Für Kontinuität sorgen der Hauptsponsor Erste Bank, der seine Unterstützung fortsetzt, sowie der Beirat und Zulassungsausschuss, dem Miryam Charim, Ursula Krinzinger, Mihai Pop (Cluj), Philippe Valentin (Paris) und Asia Zak (Berlin) angehören. (APA, 24.4.2012)