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Auch psychisch gesunde junge Erwachsene denken an Suizid.

Wien - Weltweit sind 1,5 Prozent aller Todesfälle auf Suizid zurückzuführen. Die Rahmenbedingungen, die zu diesen oft vermeidbaren Tragödien führen, sind ausgesprochen divers. Eine Studie von Wiener Wissenschaftern belegt jetzt, dass im Durchschnitt 12,5 Prozent psychisch gesunder Jugendlicher und junger Erwachsener schon an Suizid gedacht haben. Abhängig ist das offenbar sehr stark vom "Temperament", meinte dazu Erstautorin Katrin Skala von der Universitätsklinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien am AKH.

"Dass Menschen, die eine psychiatrische Erkrankung aufweisen, stärker suizidgefährdet sind, ist klar. Wir haben aber mit einem detaillierten Fragebogen Suizidgedanken bei jungen Menschen ohne die Vorgeschichte einer psychischen Krankheit abgefragt", sagte Katrin Skala. Die Befragung richtete sich an Bewohner von 20 Lehrlings- und Studentenheimen. Insgesamt konnten die Daten von 1.381 Teilnehmern ausgewertet werden. Knapp 60 Prozent waren junge Frauen, das Alter betrug zwischen 18 und 25 Jahren.

Verschiedene Einflussfaktoren

Die Hauptergebnisse: Jugendliche und junge Erwachsene mit Nikotinabhängigkeit, alkoholbedingten Problemen oder Konsum von illegalen Drogen und Personen mit bloßem Pflichtschulabschluss hatten insgesamt häufiger an einen Suizid gedacht als andere Gleichaltrige. Ebenso war das besonders bei Probanden, die ein depressives, zyklothymes (Schwanken zwischen Hoch- und depressiven Phasen, Anm.) oder ängstliches Temperament hatten, also zu depressiver Verstimmung, stark wechselnden Gemütslagen oder generell erhöhter Ängstlichkeit tendierten.

So war die Häufigkeit von Gedanken an Suizid bei eher depressiven Charakteren insgesamt um fast 14 Prozent höher. Auch wenn man Raucherstatus, Häufigkeit von Alkoholkonsum, Drogenkonsum und Schulstatus als Einflussgrößen ausschaltete, hatten Personen mit depressivem Temperament um zwölf Prozent häufiger bereits Suizidgedanken hinter sich (Zyklothymes Temperament : plus 13,5 bzw. plus elf Prozent im Vergleich zum Durchschnitt). Sowohl Frauen mit depressiverem Gemüt als auch solche mit stärkeren Stimmungsschwankungen hatten insgesamt häufiger Suizidgedanken gehabt als Männer mit vergleichbarem "Temperament".

Die Studie gibt Hinweise darauf, dass die Häufigkeit solcher Vorstellungen bei psychisch gesunden Jugendlichen und jungen Erwachsenen stark von deren Temperament, also der charakterlichen Grundausstattung, abhängt. Die Ärztin: "Etwa 90 Prozent der Suizide kommen bei Personen vor, die an einer manifesten psychischen Erkrankung leiden." Dennoch könne man zum Beispiel bei an sich psychisch gesunden Menschen in Krisensituationen über eine Untersuchung des Temperaments eine vorsichtige Risikoabschätzung wagen. (APA, 24.4.2012)