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Ein großer Kämpfer hört auf: Hans Grugger.

Foto: APA/Parigger

Innsbruck/Wien – Noch vor drei Wochen war Hans Grugger beim Freeriden in Kanada, genoss mit breiten Skiern unverspurte Tiefschneehänge und war " glücklich, das hier erleben zu dürfen". Den Sprung zurück in den Skizirkus, sein großes Ziel, schafft der 30-jährige Salzburger aber nicht mehr. Grugger, der am 20. Jänner 2011 in Kitzbühel schwer gestürzt war und seit einem Jahr an seinem Comeback arbeitete, gab am Dienstag in Innsbruck sein Karriereende bekannt. Anhaltende Probleme mit dem rechten Bein lassen keine Rückkehr in den alpinen Weltcup zu.

"Dankbar, dass ich wieder normal Ski fahren kann"

Er habe sich "eingestehen müssen", dass sein Bein nicht mehr zulasse, " mit den Besten der Welt mitzufahren. Es hat sich einfach gezeigt, dass es vom Körper her nicht mehr geht." Einen Schlussstrich zu ziehen sei ihm naturgemäß schwer gefallen. "Andererseits bin ich dankbar, dass ich jetzt hier sitzen und auch wieder normal Ski fahren kann." Die Entscheidung habe er selbst bereits vor einiger Zeit gefällt. Grugger will sich zunächst seinem Hobby, dem Fotografieren, widmen. Im Herbst möchte er die Trainerausbildung machen.

Dass Grugger überhaupt einen Comebackversuch starten konnte, war bemerkenswert. Der Sieger von vier Weltcup-Rennen (je zwei Abfahrten und Super-G) erlitt bei seinem Sturz nach der Landung in der Mausefalle ein Schädel-Hirn-Trauma, eine Lungenkontusion und Serienrippenbrüche. Fünfeinhalb Stunden kämpften Ärzte im OP um sein Leben. Grugger wurde in künstlichen Tiefschlaf versetzt, am 1. Februar wurde die acht Tage andauernde Aufwachphase in der Uni-Klinik Innsbruck abgeschlossen.

Langer Spitalsaufenthalt

57 Tage nach seinem Sturz konnte Grugger das Spital verlassen. Am 12. Oktober stand er erstmals wieder auf dem Rettenbachferner auf Skiern. Den Sturz hatte er sich zwei Tage davor zu Hause in Bad Hofgastein auf Youtube angesehen. "Es hat nicht so schön ausgeschaut, aber es war nicht so schlimm. Weil ich ja wusste, dass der, der da liegt, wieder gesund wird."

Grugger debütierte am 29. November 2003 bei der Abfahrt in Lake Louise, am 29. Dezember 2004 feierte er in Bormio seinen Premierensieg. Zu diesem Zeitpunkt hatte der gelernte Koch und Kellner schon einen Kreuzbandriss (1998) und eine Schnittverletzung am Hals (2000) auskurieren müssen.

Imposante Verletzungsliste

Im Dezember 2005 zog er sich eine Luxation der Hüfte zu, wodurch er Olympia 2006 in Turin verpasste. 2007: Kreuzbandriss (April), Kapselverletzung (Oktober), Kreuzbandriss, Meniskusriss und Knorpelverletzung (Dezember) – alles im linken Knie. Im Jänner 2009 folgte das rechte: Kreuzbandriss, Knorpel- und Meniskusschaden. Im Jänner 2010 brach er sich bei einem Zusammenstoß mit einer Torstange in Wengen die Nase – fast eine Randnotiz in seiner Verletzungsliste.

"Ich bin nicht beleidigt, dass er keine Rennen mehr fährt", sagte seine Lebensgefährtin und ehemalige Skifahrerin Ingrid Rumpfhuber. "Die Zeit, die ich mit ihm zusammenarbeiten durfte, war viel zu kurz", sagte ÖSV-Herrencheftrainer Mathias Berthold. Sportdirektor Hans Pum glaubt an ein baldiges Comeback Gruggers im ÖSV: "Mit seiner Erfahrung, seinem Wissen und seiner positiven Einstellung wird der Hans sicher ein super Trainer werden." (APA, krud, DER STANDARD, 25.4.2012)

  • Hans GRUGGER (30 Jahre):

Geb: 13. Dezember 1981 in Bad Hofgastein

Wohnort: Bad Hofgastein/Salzburg

Größe/Gewicht: 1,80 m/90 kg

Familienstand: ledig, Freundin Ingrid Rumpfhuber

Verein: WSV Bad Hofgastein

Hobbys: Golf

Homepage: www.grugger.at

Größte Erfolge:

Weltcup: 4 Siege (2 Abfahrten, 2 Super G)

Abfahrts-Gesamtfünfter 2005

WM: Neunter Abfahrt 2005 in Bormio

Junioren-WM: Silber Riesentorlauf 2001 in Verbier (SUI)

Anmerkung: Am 20. Jänner 2011 zog sich Grugger bei einem Sturz im Training für die Kitzbühel-Abfahrt auf der Streif ein Schädelhirntrauma zu. Nach einer Notoperation wurde er bis 1. Februar im Tiefschlaf gehalten. Am 12. Oktober stand er erstmals wieder auf Skiern und begann am Comeback zu arbeiten. Am 24. April 2012 gab der Salzburger sein Karriereende bekannt.