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Ammoniten stellten ihre Fortpflanzungs-Strategie auf immer mehr Nachkommen um. Dem Massenaussterben am Ende der Kreidezeit fielen sie dennoch zum Opfer.

300 Millionen Jahre lang waren sie wahre Überlebenskünstler. Drei große Massenaussterben überstanden sie erfolgreich, am Ende der Kreidezeit erwischte es sie so wie die Dinosaurier dann doch: Ammonoideen, auch Ammoniten genannt, waren marine Kopffüßer. Man vermutet, dass sie mit heute lebenden Tintenfischen und Nautiliden verwandt sind. Ammonoideen änderten ihre Fortpflanzungsstrategie früh innerhalb der Evolution. Doch was einst eine erfolgreiche Anfangsstrategie gewesen war, erwies sich am Ende der Kreidezeit möglicherweise als fataler Bumerang. Dies konnte ein internationales Forscherteam unter Leitung von Paläontologen der Universität Zürich nun im Fachjournal "Evolution" nachweisen.

Zu Beginn ihrer Evolution besaßen Ammonoideen wenig aufgerollte Gehäuse, die sie, wie andere Weichtiergruppen, im Lauf des Erdzeitalters Devon aufzurollen begannen. Die genaue Ursache für diese Veränderung ist unbekannt. Es wird vermutet, dass der Selektionsdruck zugunsten von stärker aufgerollten Gehäusen von den Fressfeinden der Ammonoideen ausging. Wie die Wissenschafter nun feststellten, betrifft die Gehäuseveränderung auch die Embryonen der Ammonoiden. "Bei den ältesten Ammonoideen waren die embryonalen Schalen wesentlich größer und weniger stark aufgerollt, als bei späteren Formen", fasst Kenneth De Baets, Paläontologe an der Universität Zürich, die neuesten Erkenntnisse zusammen.

Gleichzeitig zu den immer stärker aufgerollten Gehäusen fanden zwei weitere evolutionäre Trends statt: Die Größe der Embryonalgehäuse nahm im Lauf der Zeit immer stärker ab - die Schlüpflinge wurden immer kleiner. Parallel dazu stieg die Gehäusegröße der ausgewachsenen Tiere an, die Tiere wurden insgesamt immer größer. Daraus schließen die Forscher, dass die Anzahl Nachkommen bei den Ammonoideen im Lauf des Devons stark anstieg. Bestätigt wird dies durch Funde von umfangreichen Ansammlungen von versteinerten Embryonalschalen am Ende des Devons und jüngeren Ablagerungen.

Vorteil wurde zum Nachteil

"Die große Zahl an Nachkommen könnte der Schlüssel für die jeweils rasche Wiederausbreitung der Ammonoideen im Anschluss an die großen Massenaussterben gewesen sein", vermutet De Baets. Gestützt wird seine Hypothese dadurch, dass bei gewissen devonischen Aussterbeereignissen exakt die Gruppen mit eher kleineren, lose aufgerollten Embryonalgehäusen und entsprechend weniger Nachkommen ausstarben.

Doch die einst erfolgreiche Reproduktionsstrategie der vielen Nachkommen scheint sich am Ende der Kreidezeit ins Gegenteil verkehrt zu haben: Die Ammonoideen starben aus. Bis heute überlebt haben einzig die Nautiliden: Sie zeichnen sich durch große Jungtiere und geringen Nachwuchs aus. Wie genau sich dieser Sachverhalt als günstig für das Überleben der Nautiliden ausgewirkt hat, ist unbekannt. Klar ist gemäß De Baets lediglich, dass die Nautiliden heute mit ihrer Reproduktionsstrategie angesichts der Überfischung extrem gefährdet sind. (red, derstandard.at, 28.4.2012)