Der russische Investor und Sammler Sergej Skaterschikow, seit Jänner Mister Siebzigprozent der Kunstmesse Viennafair, ist ein großzügiger - und marktbewusster - Mann. Mit einem von ihm gegründeten Kunstfonds, an dem auch österreichische Sammler beteiligt sind, wird er auf "seiner" Messe einen von Juroren ausgewählten Kunstgroßeinkauf um eine Million Euro tätigen lassen - jährlich. Das ist eine ausgesprochen nette Geste, vor allem gegenüber der Galerienszene, die ob der Entwicklungen an der Messespitze mitunter durchaus irritiert sein konnte. Einerseits.

Andererseits: Was bedeutet diese Kapital- und Machtkonzentration für den Kunstmarkt? Man fühlt sich an Charles Saatchi erinnert, der durch gezielte Ankäufe und Abverkäufe Künstlerkarrieren macht - oder vernichtet.

"Auch wenn mich die künstlerischen Leiter der Viennafair für diese Aussage prügeln werden: Kunst verwandelt sich derzeit in eine Gebrauchsware für die Mittelschicht", scherzte Skaterschikov bei seiner Messe-Übernahme im Jänner. Mittlerweile sind die künstlerischen Leiter ausgetauscht. Von den beiden netten jungen Damen, die er nach nur zweiwöchiger Nachfolgesuche präsentierte, muss er wohl keine Schläge befürchten. Sie werden fürs Erste damit beschäftigt sein, auf dem glatten Wiener Kunstparkett nicht auszurutschen. Vielleicht setzt ihm ja der dritte Mann im Team, dessen Name noch geheim ist, etwas entgegen. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 25.4.2012)