Die Technische Universität Wien wagt einen symbolisch heftigen Befreiungsschlag: Vier der fünf Lehramtsstudien werden ab Herbst gestrichen (aus Sicht der Studenten) oder eingespart (aus Sicht der Uni). Und die kann jeden Euro brauchen, sitzt sie doch auf einem 20-Millionen-Euro-Schuldenberg - teils fremdverschuldet durch die politisch verantwortete Unterfinanzierung der Unis, teils selbstverschuldet, indem zwar längst nötige Investitionen getätigt wurden, aber etwas überambitioniert.

Kein Lehramtsstudium mehr heißt: Die TU Wien bildet keine Mathematik-, Physik-, Chemie- und Informatiklehrer mehr aus, will höchstens über "strategische Kooperationen" an deren Ausbildung mitwirken. Damit wird das "Problem" der Uni Wien zugeschanzt. Denn die bietet diese Fächer an. Vor allem: Diese Lehrer werden gebraucht - dringend. Laut EU-Bildungsbericht besteht in Österreich der größte Lehrermangel in naturwissenschaftlichen Fächern (elf Prozent) und auch in Mathematik (5,8 Prozent). 

Dieser Loch-auf-Loch-zu-Kurs zeigt drastisch, dass endlich ein elaborierter, durchdachter Hochschulplan - inklusive Pädagogischer Hochschulen - her muss. Darin muss das Studienangebot in ganz Österreich sinnvoll arbeitsteilig organisiert sein - so, dass insbesondere auch der Bedarf an Absolventen für den Schulbereich erfüllt wird.
Denn wenn dieses „Rette sich, wer kann" im Uni-Bereich Schule macht, können auch die Schulen bald zusperren.
(Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 25.4.2012)