New York/Peking - Nach den Spannungen zwischen dem Sudan und dem Südsudan befürchten die Vereinten Nationen eine weitere Verschärfung des Konflikts. Der südsudanesische Vorstoß auf das Ölfeld Heglig und die sudanesischen Luftangriffe auf den Süden seien völlig inakzeptabel, hieß es am Dienstagabend (Ortszeit) in einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates. Unterrichtet wurden die 15 Mitglieder von der Chefin der UN-Mission in Südsudan, Hilde Johnson, dem Sondergesandten für beide Länder, Haile Menkerios, und Herve Ladsous, Chef aller Blauhelm-Einheiten.

Die Besetzung des Ölfelds durch südsudanesische Truppen vor zwei Wochen habe eine neue Qualität der Auseinandersetzung dargestellt, hieß es in der Sitzung. Hier habe es sich um einen inakzeptablen militärischen Vorstoß auf fremdes Staatsgebiet gehandelt. Der mittlerweile erfolgte Abzug sei wichtig, dennoch bleibe die Lage extrem prekär - gerade wegen der andauernden Luftangriffe des Sudans auf das südliche Nachbarland. Auch die Berichte über weitere Zusammenstöße und eine zunehmend kriegerische Rhetorik auf beiden Seiten deuteten auf eine unheilvolle Entwicklung.

"Krieg erklärt"

Der Präsident des ölreichen Südsudans, Salva Kiir, warf dem Sudan vor, einen Krieg gegen sein Land zu führen. Khartum habe Juba den "Krieg erklärt", sagte Kiir laut chinesischen Medien bei einem Treffen mit Chinas Präsidenten Hu Jintao am Dienstag in Peking.

Der Konflikt zwischen dem Sudan und dem Südsudan hatte sich in den vergangenen Wochen zugespitzt. Seit der Abspaltung des Südens im vergangenen Juli ist immer noch unklar, zu welchem der beiden Staaten die ölreichen Regionen im Grenzgebiet künftig gehören sollen.

Obama kritisiert Khartum

Anfang April hatte der Südsudan ein wichtiges Ölfeld besetzt, das allgemein als Territorium des Nordens gilt. Kiir hatte nach großem internationalem Druck zwar seine Soldaten wieder zurückgezogen, beansprucht das Gebiet aber weiter. In den vergangenen Tagen hatten Kampfflugzeuge aus dem Norden Medienberichten zufolge die Grenzstadt Bentiu bombardiert. Dabei sei mindestens ein Mensch getötet worden.

US-Präsident Barack Obama übte scharfe Kritik an der Regierung in Khartum. "Wir verurteilen aufs Schärfste Sudans militärischen Übergriff im Südsudan", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney. Die Bombardierung müsse sofort ein Ende finden. (APA, 25.4.2012)