Siemens stellt wegen des harten Konkurrenzkampfs Einschnitte in seiner Stromübertragungssparte in Aussicht. "Durch aggressive Wettbewerber aus Asien steht der Markt inzwischen unter hohem Preisdruck. Um unsere starke Position in diesem Geschäft für die Zukunft abzusichern, werden wir konsequent und zügig durchgreifen, wo wir strukturelle Herausforderungen sehen", sagte Vorstandschef Peter Löscher am Mittwoch. Vor allem südkoreanische Rivalen wie Hyundai Heavy Industries machen Siemens zu schaffen.

Seinen Optimismus vom Geschäftsjahresbeginn, wonach der Weltkonjunktur ab dem Sommer eine Belebung bevorsteht, hat er außerdem weitgehend verloren. "Unser weltwirtschaftliches Umfeld ist weiterhin gedämpft", sagte der gebürtige Österreicher Löscher.

Teure Probleme

Siemens sieht die teuren Probleme bei der Anbindung von vier Nordsee-Windparks als typisch für Pionierprojekte. "Projektkorrekturen einer solchen Größenordnung sind schmerzlich", sagte Löscher in einer Telefonkonferenz. Sie seien aber üblich bei Vorstößen in Neuland. Siemens hinkt bei der Anbindung der Windparks vor Helgoland und Borkum ans deutsche Stromnetz dem Zeitplan weit hinterher und hat deshalb mittlerweile rund 478 Mio. Euro in den Wind geschrieben. Wegen der Misere hat Siemens kürzlich den zuständigen Manager abgelöst.

Die Windkraftplattformen seien fünfmal weiter vom Festland entfernt, doppelt so leistungsfähig und fünfmal so schwer wie die bisher vor den Küsten von Großbritannien errichteten Plattformen, betonte Löscher. Witterungsbedingungen und komplexe Genehmigungsprozesse erschwerten die Projekte zusätzlich. "So muss jede einzelne Schweißnaht einer Übertragungs-Plattform ausführlich dokumentiert und geprüft werden", klagte Löscher. Auch die Behörden stießen dabei in neue Bereiche vor. "Es ist zum Beispiel immer noch nicht abschließend geklärt, ob bei Plattformen dieser Größe Regularien für Schiffe oder Ölplattformen anzuwenden sind." Siemens habe aber mittlerweile ein klares Bild von der Situation und sei dabei die Probleme zu lösen. (APA, 25.4.2012)