Wien - Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) fordert in ihrer Funktion als Chefin des ÖVP-Arbeitnehmerbunds (ÖAAB) kostenlose Öffi-Tickets für alle rund 3,5 Millionen unselbstständig Beschäftigten in Österreich. Das berichtet die Gratiszeitung "Heute" am Mittwoch. ÖAAB-Generalsekretär Lukas Mandl bestätigt dies gegenüber der APA. 

Derzeit bekommen nur solche Arbeitnehmer steuerbegünstigte "Jobtickets", die Anspruch auf zumindest das kleine Pendlerpauschale haben. Voraussetzung dafür ist eine Distanz von zumindest 20 Kilometern zwischen Wohn- und Arbeitsort.

Wirtschaftskammer begrüßt Vorschlag

Seitens der Wirtschaftskammer (WKO) wird der Vorschlag positiv aufgenommen. Erik Wolf, Geschäftsführer der Bundessparte Verkehr und Transport, sieht darin eine stärkere Motivation zur Nutzung von öffentlichen Verkehrsmittel. Gegenüber derStandard.at meinte er: "Wir können mit dem Vorschlag sehr gut leben. Dadurch entsteht durchaus eine Win-Win-Situation und eine Bewegung weg vom Individualverkehr kann stattfinden."

Es gehe dabei allerdings nicht um eine Einführung von gratis Öffi-Tickets, sondern nur darum, dass die Bindung an die 20-Kilometerregel wegfällt, und die Tickets damit für alle steuerlich begünstigt sind: "Wenn die Tickets für alle Beschäftigten gratis wären, stellt sich für mich die wichtige Frage nach der Finanzierung. Das würde dann den Unternehmen aufgebürdet, was für uns nicht wünschenswert ist." Auch die Nutzung des Tickets solle weiterhin freiwillig bleiben. Sollte der Vorschlag in der Form umgesetzt werden, würde das außerdem nicht nur für Wien, sondern für alle Ballungsgebiete gelten.

Der ÖAAB greift mit seiner Forderung nach einem Öffi-Ticket für alle Arbeitnehmer eine Idee des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) auf. Auch die Verkehrsgewerkschaft Vida und die Grünen befürworteten die VCÖ-Idee, dass auch jene Beschäftigten Anrecht auf eine steuerbegünstigte Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel haben sollten, die kein Anrecht auf Pendlerpauschale haben.

Auf freiwilliger Basis

Seit Jänner 2011 sind vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellte Fahrkarten steuer- und sozialversicherungsfrei, aber eben nur dann, wenn die betroffenen Arbeitnehmer Anspruch auf Pendlerpauschale haben. Genau diese Bindung an das Pendlerpauschale soll mit dem Vorschlag wegfallen.

ÖAAB-Generalsekretär Mandl betonte, dass kein Unternehmen dazu gezwungen werden solle. "Das soll auf freiwilliger Basis erfolgen." Für Beschäftigte würde es ein "interessantes Goodie" darstellen - und darüber hinaus die Umwelt schonen, so Mandl.

Bei der Industriellenvereinigung war auf Anfrage von derStandard.at am Mittwoch niemand erreichbar. (APA/ctrl, derStandard.at, 25.4.2012)