Konzerte im Fernsehen anschauen, das ist ähnlich defizitär wie Theater- oder Opernaufzeichnungen ebenda. Nix live, keine Stimmung, und der Bildausschnitt ermüdet. Ganz anders ist das bei Alice Cooper. Okay, der Mann bemüht sich auch und beißt Fledermäusen schon einmal den Kopf ab.
Also: Der Doctor of Music läutete am Dienstag die Mulatschag-Mitternacht auf Okto ein. Und es gab aufregende Dinge zu sehen. Denn der für seine dramatischen, selbstaufopfernden Inszenierungen bekannte Musiker ließ sich in der Londoner Hammersmith Halle zunächst guillotinieren (Go to Hell). Spaßen mit dem Tod - von der Pieke auf gelernt!
Dann erhob er die im Kontrast zu seinem finsteren Äußeren blumige Stimme zur Ballade Only Women Bleed - und landete im Zuge dessen am Galgen, fachmännisch hingestreckt von seiner Crew. Sein Kopf sank, die schwarzen Haare fielen über die schwarz geschminkten Augenhöhlen, Doppelkinn. Das Fernsehen lebt. Kein Foto-shop, kein gar nichts. Eine Pracht.
Den US-amerikanischen Rockmusiker könnte man aktuell als televisionären Wegbereiter des diesjährigen Donaufestivals in Krems betrachten, wo sich ab Samstag Musik und Performance heftig mischen werden. Und man kann im Zuge dessen auch sagen, dass Alice Cooper gar nicht so schlecht gealtert ist. Nicht auszudenken, irgendwer hätte im Verlauf von vierundsechzig Jahren in seinen Shows oder an seinem Gesicht Eingriffe vorgenommen.
Im Mulatschag-Interview freut sich der uneitle Mann dann aber doch wie ein Spitzbub, dass Mick Jagger fünf Jahre älter ist. Haha! Und überhaupt - "im Vergleich zu Fats Domino sind wir alle ja Kids!" (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 25.4.2012)