Worum es Werner Faymann im ORF geht, hat der Kanzler und SPÖ-Chef offen gesagt. Auch wenn man seine Worte leicht überlesen konnte zwischen dem Plan für einen kleineren Aufsichtsrat und weniger Einfluss der Betriebsräte auf die Wahl der ORF-Führung: "Die Mitarbeiter müssen vor falscher Einflussnahme geschützt werden." Gibt es falsche Einflussnahme, muss es auch richtige geben, und Faymann scheint sie zu kennen.

Um richtigen Einfluss auf den ORF, jedenfalls um seinen, konnte sich Faymann schon sorgen: Die Redakteure wehrten sich mit Erfolg gegen Niko Pelinka als Bürochef des ORF-Generals - jenen Pelinka, der zuvor als roter Fraktionschef im Stiftungsrat die Generals- und Direktorenwahl nach den aktuellen Wünschen der SPÖ-Parteizentrale perfekt organisiert hatte. Doch gleich darauf gab Wunschgeneral Alexander Wrabetz die Führung des ORF ab an eine Redakteursräteselbstverwaltung. So kann es auf Machtstrategen wirken, die wissen, wie man richtig Einfluss nimmt.

In einer Logik der richtigen Einflussnahme und der Käuflichkeit von Medien lässt sich Werner Faymanns plötzlicher Reformeifer leider am schlüssigsten als Druck- oder Lockmittel bis zur Nationalratswahl erklären: Wollen die Redakteure für den ORF Facebook-Zugang, kleineren Stiftungsrat, besseres Statut, sollen sie sich überlegen, wie sie berichten; und Wrabetz soll sie nur daran erinnern.

Es liegt an den Beteiligten, diesen Schluss zu widerlegen. (Harald Fidler, DER STANDARD, 26.4.2012)