Das erste Wiener Bürgerbeteiligungskraftwerk wird gerade in Donaustadt montiert. Am 4. Mai geht es ans Netz.

Foto: Regine Hendrich

Linz/Wien - Fast überall, wo die Sonne bei der Stromerzeugung in Österreich Thema ist, löst das derzeit einen regelrechten Run aus. Beispielsweise die heurige Fotovoltaikförderung durch den Klima- und Energiefonds, die wieder nach Bundesländern gestaffelt beantragt werden kann. Montagabend ging unter anderem Niederösterreich an den Start: Knapp sieben Millionen Euro standen für Förderungen zur Verfügung, damit können rund 1600 Anlagen gefördert werden. Diese Anzahl an Anträgen war laut ORF.at binnen drei Minuten herinnen.

Am Dienstagabend gingen dann die Oberösterreicher an den Start - und zeigten den Niederösterreichern, was wirkliche Sonneneuphorie ist: Die oberösterreichischen Anteile waren binnen eineinhalb Minuten weg. Energielandesrat Rudi Anschober (Grüne) appellierte daher umgehend an Umweltminister Nikolaus Berlakovich (VP), "das Förderbudget umgehend afzustocken und das enorme Interesse der Bürger nicht weiter zu blockieren". Für die Fotovoltaik-Förderaktion 2012 stehen für alle Bundesländer insgesamt 25,5 Millionen Euro zur Verfügung. Das Umweltministerium hatte im Vorjahr noch 45 Millionen Euro für die Förderung bereitgestellt, die Summe heuer aber gekürzt - mit dem Argument, dass die Modulpreise gesunken seien.

Neuer Standort: Wien Mitte

Nächstes Beispiel: die Bürgersolarkraftwerke der Wien Energie. Für heuer wolle man vier Kraftwerke mit insgesamt 2000 kWp installieren, lautete das vermeintlich ambitionierte Ziel der Kommune und des Energieversorgers. Mit dieser installierten Leistung kann der Strombedarf von rund 800 Haushalten produziert werden. Das Ergebnis: Das erste Kraftwerk mit 500 kWp war binnen 26 Stunden ausverkauft - es soll am 4. Mai beim Kraftwerk Donaustadt ans Netz gehen. Die Anteile für das zweite Kraftwerk waren binnen sechs Tagen weg. In nicht einmal einer Woche waren vier Millionen Euro Privatkapital für eine erneuerbare Energieproduktion aufgestellt worden.

Und so ging es weiter: Das dritte Kraftwerk war wieder nach 24 Stunden ausverkauft - und derzeit sind noch die letzten 2100 Paneele der vierten Tranche im Verkauf. Das zweite Wiener Bürgerkraftwerk soll auf einem Wien-Energie-Grundstück in Leopoldau realisiert werden - und für die zwei weiteren werden zwei Standorte in Liesing verhandelt sowie - ganz neu im Rennen - der Standort Wien Mitte.

Bayerische Verhältnisse

Mit derartigen Beteiligungsmodellen hat vor allem auch schon Oberösterreich längere Erfahrung. Und dort ist das Ziel bereits ein recht ambitioniertes: "Wir wollen bayrische Verhältnisse", erklärt Energielandesrat Anschober im Standard-Gespräch. Denn die Bayern haben bereits einen Anteil von sechs Prozent Fotovoltaikstrom am gesamten Bedarf des Bundeslandes. Und den wollen sie bis 2020 auch noch auf 16 Prozent steigern. Zum Vergleich: In ganz Österreich dümpelt trotz fotovoltaischer Aufbruchstimmung der Sonnenstrom-Anteil noch bei rund 0, 2 Prozent dahin.

In Oberösterreich werden die Beteiligungsmodelle bereits auf mehreren Ebenen vorangetrieben. Vorreiter war die Linz AG, die das Projekt eines Bürgerkraftwerks mit 1500 Modulen abgeschlossen hat - weitere Projekte werden geprüft. Die Energie AG hat derzeit zwei Projekte in Wels und Timelkam in Umsetzung: Die insgesamt 1200 kWp sind ausverkauft, weitere Projekte sind in Vorbereitung.

Das größte österreichische Bürgerkraftwerk ist das Projekt Helios im und rund um den "Energiebezirk Freistadt": Der Trägerverein Energiebezirk Freistadt mietet dafür Dachflächen öffentlicher Gebäude an und errichtet dann auf den knapp 100 Dächern das dezentrale Bürgerkraftwerk mit 2000 kWp. Die sieben Mio. Euro Investitionskosten werden mit Bürgerbeteiligung aufgestellt - derzeit ist gut die Hälfte der Module verkauft, bilanziert Anschober. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 26.4.2012)