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Mutter-Kind-Beziehungen prägen bei Grünen Meerkatzen das Erlernen neuer Fertigkeiten.

Foto: APA/EPA/STEPHEN MORRISON World Animal Day

Neuenburg/Zürich/Lausanne - Wenn sich in freier Wildbahn neue Lösungswege für eine bestimmte Aufgabe durch Kopieren über eine ganze Gruppe oder gar Population von Tieren ausbreiten, können sich kulturelle Traditionen bilden. Menschenaffen schaffen das - ob es auch andere Primatenarten können, hat ein Team von Neuenburger, Zürcher und Lausanner Forschenden an Grünen Meerkatzen in Südafrika untersucht.

Die Wissenschafter um Erica van de Waal von der Universität Neuenburg beobachteten sechs wilde Affengruppen, denen sie mit Sand verschmutzte Trauben in einer Plastikbox anboten - für die Affen eine neue Aufgabe. Das Experiment ähnelt einer zuvor in der Wildnis beobachteten Situation: Japanische Makaken lernten spontan, schmutzige Kartoffeln im Meer zu waschen - was bald als Tradition von fast der ganzen Gruppe übernommen wurde.

Verschiedene Lösungen ...

Die Meerkatzen erfanden vier Wege, um die Trauben zu reinigen: Sie zwischen den Händen zu rubbeln, sie gegen einen Gegenstand zu reiben, sie mit den Zähnen oder mit den Händen zu öffnen, um nur das Innere zu essen. Manche verschlangen die Trauben samt Sand.

Es stellte sich heraus, dass Junge und ihre Mütter in den 15 Wiederholungen überwiegend die gleiche Reinigungstechnik anwendeten, wie die Forschenden am Mittwoch im Fachblatt "PloS One" berichteten. Genetische Untersuchungen belegten die Verwandtschaftsbeziehungen; zudem wiesen die Wissenschafter nach, dass der Erwerb einer Technik nicht erblich ist.

... abhängig vom Verwandtschaftsgrad

Zwar konnte das Experiment nicht aufzeigen, wer genau von wem abschaute - ob die Kinder den Müttern oder umgekehrt. Dennoch erlaubt es eine wichtige Schlussfolgerung: "Affen scheinen in kleineren sozialen Einheiten zu imitieren und zu kopieren als Menschen und Menschenaffen", erklärte van de Waal.

Das mütterliche Rollenmodell macht es laut der Autoren aber eher unwahrscheinlich, dass sich eine neue Technik über die ganze Gruppe oder den Bestand ausbreitet. Diese eingeschränkte Art des sozialen Lernens könnte eine Hürde dafür sein, dass sich in dieser Tierart Kultur und Traditionen entwickeln, erklärte van de Waal. (APA/red, derStandard.at, 25.4.2012)